Wiener Wasser

„Jubiläumsbrunnen“ in Wien-Favoriten: Diesmal ganz ohne Skandal

Am Dienstag ist der „Jubiläumsbrunnen „WirWasser“ von Gelatin eröffnet worden.
Am Dienstag ist der „Jubiläumsbrunnen „WirWasser“ von Gelatin eröffnet worden.APA / APA / Robert Jaeger
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Vor 20 Jahren sorgte das Künstlerkollektiv Gelatin in Salzburg für einen Skandal. Ihre Adaption des Triumphbogens zeigte einen Mann, der in seinen eigenen Mund uriniert. Dem „Jubiläumsbrunnen“ in Favoriten anlässlich 150 Wiener Hochquellwasserleitung blieb das erspart.

Ein Skandal, wie vor 20 Jahren in Salzburg, blieb Wien mit dem Künstlerkollektiv Gelatin erspart. Es entwarf den „Jubiläumsbrunnen“ anlässlich 150 Jahre Wiener Hochquellwasserleitung. Am Dienstag ist er im Rahmen eines Festakts in Wien-Favoriten ans Netz gegangen. Eine Skulptur, die sich wie in Salzburg selbst in den Mund uriniert, ziert den Brunnen nicht.

„Privileg, so eine Quelle zu haben“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) drehten bei der Eröffnung am Handrad, um den Brunnen mit Wasser zu füllen. Es sei ein „Privileg für eine Millionenstadt wie Wien so eine Quelle zu haben“, Weitsicht sei es gewesen, diese Leitung zu bauen, sagte Van der Bellen in Erinnerung daran und den daraus resultierenden Rückgang von Krankheiten wie etwa der Cholera.

Ludwig nannte das Werk einen „Brunnen für ein Miteinander“. Er hob die Rolle des Wiener Erdwissenschafter Eduard Suess hervor, der den Wienern in nur vier Jahren Bauzeit den Weg zu sauberem Wasser ermöglichte und an die gegenwärtigen „100 Millionen Euro pro Jahr“ für Sanierung und neue Leitungen.

Gelatin-Skandal in Salzburg

Gelatin (auch: Gelitin), eine seit 1993 tätige Künstlergruppe bestehend aus Wolfgang Gantner, Ali Janka, Florian Reither und Tobias Urban meinten: „Uns ging es vor allem um die Vielfalt“, und diese zeichne den zehnten Bezirk aus. Ein Dank ging an die Stadt Wien „für den Mut des Engagements“.

2003 sorgte solch ein Mut in Salzburg im Fall eines anderen Wasserspiels für einen Skandal. Die Skulptur „Arc de Triomphe“ der Wiener Künstlergruppe wurde erst verhüllt, dann abtransportiert von ihrem Standort, dem Max-Reinhardt-Platz vor dem Rupertinum. In Dreieinigkeit wollte sich die damalige Stadtpolitik von SPÖ, ÖVP und FPÖ des „skandalösen“ Objekts entledigen. Der Grund: die Gelantinsche Adaption des Triumphbogens zeigt eine nackte männliche Figur, die eine Brücke schlagend sich selbst in den Mund uriniert.

1,8 Millionen Euro Kosten

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler nannte den Brunnen bei seiner Eröffnung „eine gelungene Symbiose“ zwischen ihrem Ressort und jenem von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (beide SPÖ). Ein großartiges Symbol hätten Gelatin geschaffen, welches das „große Wir“ und die Unterschiedlichkeit vereine. Gekostet haben Planung, künstlerischer Wettbewerb, Projektumsetzung, künstlerische Gestaltung, Bau sowie die technische Ausstattung 1,8 Millionen Euro netto, wie das Klimastadtratbüro informierte.

Kuratorin Cornelia Offergeld von „Kunst im öffentlichen Raum“ (KÖR) ergänzte, dass die Einreichung von Gelatin nicht nur überzeugt habe, „wir waren restlos begeistert“. Das Werk sei eine Hommage an die Gesellschaft und deren Kraft, in spielerischer Weise umgesetzt, wie auch die Kraft der barocken Brunnen in die Gegenwart transformiert worden sei. Und auch Schönheit der Menschen offenbare sich in den insgesamt 33 Skulpturen in ihrer Imperfektion, lobte Offergeld den Figurenkreis, der das Brunnenbecken bildet.

Am 24. Oktober 1873 schoss das vom Schneeberg-Rax-Gebiet in die Bundeshauptstadt geflossene Nass in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph erstmals aus dem Hochstrahlbrunnen am Wiener Schwarzenbergplatz in Wien-Landstraße.

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