Kunstmarkt

Es fehlt die Leichtigkeit

Die Galerie Gianni Manhattan wurde mit Aurélien Potier erstmals auf der Art Basel zugelassen.
Die Galerie Gianni Manhattan wurde mit Aurélien Potier erstmals auf der Art Basel zugelassen.Courtesy of Paris+ par Art Basel
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Die zweite Ausgabe der Paris+ par Art Basel schlägt sich gut in schwierigen Zeiten. Zwei junge Wiener Galerien geben hier in der geförderten Sektion ihr Debüt.

Die Voraussetzungen für die bis Sonntagabend laufende zweite Ausgabe der „Paris+ par Art Basel“ im Grand Palais Éphémère waren nicht die besten: der Krieg in der Ukraine, die Gefahr eines Flächenbrands in Nahost und nach der tödlichen Messerattacke auf einen Französischlehrer auch noch die höchste Terrorwarnstufe. Das sorgt nicht gerade für Kauflaune. „Viele Leute sprechen darüber, dass sie gerade anderes im Kopf haben“, sagt eine Galeristin. Gleich beim Eingang hängt die Lichtinstallation von Claire Fontaine: „Is Freedom Therapeutic?“ Die Frage stellte die Konzeptkünstlerin aber schon 2009.

Am Freitag war es während der VIP-Hours ruhig, später füllten sich die Gänge wieder. Die Preview sei sehr gut besucht gewesen, es war fast schon zu voll, war unisono zu hören. „Es sind viel mehr Amerikaner und Asiaten hier als im Vorjahr“, sagt Ursula Krinzinger von der gleichnamigen Wiener Galerie. Nach einer Soloshow mit Marina Abramović auf der Frieze in London, zeigt sie hier eine Auswahl an wichtigen Positionen der Galerie, darunter einige Österreicher, wie Eva Schlegel, Martha Jungwirth, Christian Eisenberger. Und in der Mitte des Standes hängt prominent eine Lichtarbeit von Brigitte Kowanz. Verkauft hat sie unter anderem Arbeiten von Secundino Hernández, Erik Schmidt, dem libanesischen Künstler Alfred Tarazi und Lois Weinberger.

Paris erlebt Aufschwung

Paris erlebt seit einigen Jahren einen enormen Aufschwung, während London seit dem Brexit an Bedeutung verliert. Die internationale Kunstwelt konzentriert sich auf Paris. Das ist überall zu spüren. Die Dichte an bedeutenden Ausstellungen, Shows und Events ist beeindruckend. Die Mark-Rothko-Retrospektive in der Fondation Louis Vuitton und die von Mike Kelley in der Bourse­ de Commerce von Pinault sind ebenso ein Anziehungspunkt für internationale Besucher wie die neu eröffnete vierstöckige Galerie von Hauser & Wirth. „Paris ist irgendwie zum Zentrum der Kunstwelt geworden“, sagt Krinzinger.

Das sieht der Wiener Galerist Emanuel Layr genauso. „Die französische Energie und Geschichte in Kombination mit der Professionalität der Art Basel ergänzen sich sehr“, sagt er. Dennoch, die politische und wirtschaftliche Unsicherheit lässt sich nicht verleugnen. „Der Markt ist verhaltener. Ich bin nicht unzufrieden, für die derzeitigen Umstände läuft es gut“, sagt Layr. Es sei aber alles viel fragiler und volatiler, fügt er an. Die Hysterie sei aus dem Markt, es komme wieder zu einer stärkeren Fokussierung auf Qualität. Layr zeigt drei Positionen: Dominique Knowles, Lili Reynaud-Dewar und Philipp Timischl. Lili Reynaud-Dewar ist mit „Hello, my name is Lili and we are many“ gerade im Palais de Tokyo ausgestellt. Er hat Arbeiten von allen drei Künstlern schon verkauft. Die Preise belaufen sich auf zwischen 20.000 und 50.000 Euro.

Für teure Ware schwieriger

Rosemarie Schwarzwälder von der Galerie nächst St. Stephan erzählt Ähnliches. Es laufe recht gut, aber nicht super. „Es gibt zwar großes Interesse an der Kunst, aber es fehlt die Leichtigkeit“, sagt sie. In der Menge hätte sie recht gut verkauft aber hochpreisige Ware sei schwieriger zu vermitteln. Auch die Entscheidungsfindung dauere deutlich länger. An ihrem Stand hängt eine großformatige Arbeit von Katharina Grosse, die für 385.000 Euro noch auf einen Käufer wartet. Verkauft hat sie mehrere Papierarbeiten von Helmut Federle aus den 1970er-Jahren, die je 26.000 Euro kosten. Herbert Brandl sei auf Interesse gestoßen. Bis Freitagnachmittag hat sie vier verkauft, um 27.000 und 58.000 Euro. Arbeiten der chinesischen Künstlerin Miao Ying reüssieren auch heuer bei Schwarzwälder. Sie generiert die Arbeiten mit einer KI und lässt sie dann in China in Öl malen. Sie ist heuer für den Uli-Sigg-Preis nominiert und hatte eine Ausstellung im M+-Museum in Hongkong. Verkauft wurden auch zwei Arbeiten der koreanischen Künstlerin Jongsuk Yoon, eine davon nach New York.

Für Thaddaeus Ropac ist Paris, wo er zwei Galerien betreibt, ein Heimspiel. Er verkaufte gleich zu Beginn einige wichtige Arbeiten, darunter eine neue Arbeit von Georg Baselitz, „Sommer in Dinard“, um 1,2 Millionen Euro an eine französische Sammlung, einen Robert Rauschenberg von 1962 für zwei Millionen Dollar, eine neue Arbeit von Martha Jungwirth um 290.000 Euro und „Impossible Body 3“ von Adrian Ghenie um 850.000 Euro. Und Freitag ging nochmals ein Baselitz „Wieder ohne Schatten“ um 1,5 Millionen Euro über den Tresen.

Hochpreisige Verkäufe gab es auch bei den internationalen Playern. David Zwirner verkaufte am ersten Tag ein Gemälde von Kerry James Marshall für sechs Millionen Dollar sowie Werke von Marlene Dumas und Alice Neel um jeweils drei Millionen Dollar. Hauser & Wirth hat mit Mark Bradford, George Condo, Roni Horn und anderen den richtigen Mix getroffen und den Stand am Preview-Tag ausverkauft. Pace reüssierte mit einer hypnotisierenden Loie-Hollowell-Arbeit „Red-Orange Brain“ für 450.000 Dollar und mit Adam Pendletons „Black Dada“ Siebdruck für 275.000 Dollar. Rothkos Spätwerk „Olive over Red“, das mit 40 Millionen Dollar das teuerste Werk auf der Paris+ sein dürfte, wartet bei Pace aber noch auf einen Käufer.

Debüt bei der Art Basel

In der geförderten Sektion „Galéries émergentes“ gibt es zwei junge Wiener Galerien, die zum ersten Mal bei einer Art Basel zugelassen wurden: Gianni Manhattan und Felix Gaudlitz. Laura Windhager von Gianni Manhattan hat sich mit Arbeiten von Aurélien Potier beworben. Der aus Marseille stammende Künstler arbeitet mit Mörtel, Salzkristallen, Draht und Metallhaken. Die Materialien sind gleichzeitig auch Inhalt der Werke, sagt Windhager. Sie ist nicht zum ersten Mal bei einer Messe in Paris, war sie doch auch schon auf der Vorgängermesse Fiac und auf der Paris International vertreten. „Der größte Unterschied ist, dass man auf der Art Basel Zugang und Kontakte zu großen internationalen Foundations und Sammlungen bekommt, die man vorher nicht hatte“, freut sie sich. Sie hat die Arbeiten sehr günstig bepreist. Hängende Drahtarbeiten kosten 8600 Euro, Zinkgravuren 2500 Euro und die Mörtelarbeiten 7200 Euro. Sie hat auch verkauft und jedenfalls die Kosten gedeckt. Auch bei Felix Gaudlitz gab es großes Interesse von Kuratoren und gutes Feedback von Institutionen. Die Videoarbeit „True Entertainment“ von Jenna Bliss ist eine Scripted-Reality-Show, die die Kunstszene auf den Arm nimmt. Sie spielt im Jahr 2007 auf einer wichtigen Kunstmesse, bei der es sich klar um die Art Basel handelt, auch wenn das nicht ausgesprochen wird. Auch Gaudlitz hat bereits verkaufen können. Für die beiden jungen Galerien ist die Art Basel ein wichtiger Schritt, über den sich auch die schon eingesessenen Wiener Kollegen freuen.

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