Bestattung

Wiener bietet Rapid-Begräbnisse an: „Wenn Grün-Weiße Schwarz tragen“

GEPA pictures / Armin Rauthner
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Sarg mit Vereinswappen der Hütteldorfer, Andy Marek als Trauerredner oder
Pfarrer in grün-weißer Kutte: Bestatter und Christoph Ebner überlässt bei
Fan-Beisetzungen nichts dem Zufall.

„Grün-Weiß bis in den Tod“: Der Wiener Bestatter Christoph Ebner hat sich genau diesem Credo verschrieben. Ebner bietet seit drei Jahren mit seinem Unternehmen in Rudolfsheim-Fünfhaus sogenannte Rapid-Begräbnisse, ganz im Stil des Hütteldorfer Traditionsvereins, für jene Stunden an, „wenn die Grün-Weißen einmal Schwarz tragen müssen“, wie er zur APA sagte. Sein Angebot sei durchaus eine Folge des auch bei Bestattern registrierbaren Trends zu mehr Individualisierung.

Den Wünschen für eine waschechte Rapid-Bestattung seien dabei nahezu keine Grenzen gesetzt, sagt Ebner der selbst seit Kindheitstagen „durch und durch“ glühender Rapid-Fan ist. So stammt die Nachwurferde für die Rapid-Begräbnisse aus dem Allianz Stadion in Wien-Penzing. „Die traditionelle Nachwurferde kommt bei uns aus dem Stadion und wird mehrmals im Jahr, wenn der Rasen saniert und die Erde belüftet wird, bei uns eingelagert“, erklärt Ebner. Die Zeremonie könne dann auf Wunsch durch den vereinseigenen Rapid-Pfarrer und Seelsorger Christoph Pelczar - selbstverständlich in grün-weißer Kutte - geleitet werden. „Der römisch-katholische Ritus bei einem Pfarrer oder Priester beim Einsegnen sieht ja normalerweise eine violette Kutte vor. Das ist dann doch angenehmer für uns, wenn der Pfarrer in Grün-Weiß erscheint“, erklärt Ebner mit einem Augenzwinkern in Anspielung auf die Vereinsfarben des Stadt-Rivalen FK Austria Wien.

Beigesetzt in Gründungsfarben

Der Sarg für ein Fan-Begräbnis werde dabei extra in Österreich oder Deutschland angefertigt und könne beim Design und der Holzart völlig nach den Wünschen des oder der Toten angepasst werden. „Die haben alle schon natürlich das Grün-Weiß lackiert. Wenn gewünscht auch mit den Grün-Weiß-Blau-Roten Streifen, damit die Gründungsfarben ein bisschen zur Geltung kommen. Das Rapidwappen kann, eingeschnitzt oder gebrannt sein. Wir arbeiten da teilweise mit Metallplaketten.“ Vereinzelt hat sogar schon Stadionsprecher Andy Marek die Trauerrede übernommen. Der Grabstein komme auf Wunsch ebenfalls von einem Partnerbetrieb. „Der ist ebenfalls leidenschaftlicher Rapid-Fan.“ Eine Rapid-Bestattung sei dabei jedoch nicht teurer als eine gewöhnliche Beisetzung, heißt es von ihm.

Die Idee für die Fan-Bestattungen kam dem Wiener nach Gründung seines Unternehmens im Juli 2020. „Es hat vorher schon ähnliche Angebote gegeben, die jedoch etwas gekünstelt oder halbherzig dahergekommen sind“, sagt Ebner. „Da merkt man halt ganz schnell, wenn das jetzt einer produziert oder designt hat, der nicht die Leidenschaft hat und vielleicht nur glaubt, schnelles Geld verdienen zu können.“

Ultras-Mitbegründer Rudolf Koblowksy

Das Angebot spiegle den Trend zu mehr Individualisierung bei Bestattungen wieder. „Es ist ja gut, dass sich das ein bisschen gewandelt hat“, findet der 39-Jährige. „Früher war es ja ein Monopol. Es gab nur einen Anbieter“, erinnert sich Ebner. „Das waren reine Katalogbestattungen.“ Die Fan-Bestattungen haben sich mittlerweile auch in der Szene herumgesprochen. „Wir haben bereits zahlreiche Fans nach der Rapid-Viertelstunde begleitet“, sagt Ebner durchaus mit Stolz. So habe er bereits Fans mit Kultstatus wie Ultras-Mitbegründer Rudolf Koblowksy (2020) oder „Rapid-Charlie“ Karl Finding (2021) aber auch Spieler-Legenden wie Leopold Grausam (2023) mit seinem Unternehmen die letzte Ehre erwiesen.

Der Experte rät jedoch - ohne um eine erneute Fußballmetapher verlegen zu sein - grundsätzlich zu einer individuellen Bestattungsvorsorge. „Rapid-Fans wissen es ja selbst: Es geht nicht jedes Spiel in Verlängerung. Oft kommt der Abpfiff auch ein bisschen überraschend.“ Man solle darum bereits zu Lebzeiten seine Wünsche deponieren - „egal ob Rapid-Fan oder nicht“.

„Man tut sich natürlich schon schwer zu Hause, der Oma, der Papa, dem Kind, zu sagen: “Wenn mit mir was ist, hätt ich es gern so'„, sagt Ebner. “Wir fragen die Familie, welche Bestattung er oder sie sich gewünscht hat. Dann kommt oft: 'Wir haben nie mit dem Papa oder der Mama drüber geredet.„ Mit einem Bestatter über eigene Beisetzungswünsche zu sprechen, falle dagegen leichter.

„Wenn man aber zu uns kommt und sich schon vorher Gedanken macht, dann wird das deponiert, was wünscht man sich für sein eigenes Begräbnis. Es liegt im Idealfall die nächsten 70 Jahre, 100 Jahre im Nachtkasterl und auch bei uns in der Schublade. Wenn aber was passiert, haben wir die Angehörigen. Die machen die Masche auf und sehen: Der Papa will eine Rapid-Bestattung‘.“

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