#cemtok

Die Gräbertour liegt im Trend

 Jono Namara besucht für TikTok berühmte Gräber
 Jono Namara besucht für TikTok berühmte Gräber Jono Namara
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Unter „#cemtok“ findet man auf TikTok einiges zum Thema Grabkultur. Wer damit begonnen hat und wo man in Wien die besten Plätze zum „Gravespotten“ findet.

Eine neue Mode auf TikTok heißt Gravespotting. Eingedeutscht könnte man Gräbertour sagen, was uns zeitlich rund um Allerheiligen natürlich ganz gut passt. An der Spitze der praktizierenden Friedhof-Influencer steht BBC-Dokumentarfilmer und Model Jono Namara. In seinen Videos erfährt man allerhand zum Thema, in einem besucht er beispielsweise den Bahnhof London Necropolis, der in den 1850er Jahren Londons Verstorbene und ihre lebenden Angehörigen zum Friedhof Woking in der Grafschaft Surrey überstellte, seinerzeit der größte Friedhof der Welt. Die meisten Videos beginnen allerdings mit dem Satz „Hinter mir liegt das Grab von“ und dann wird eine berühmte Leiche vorgestellt.

Begonnen hat alles mit einem beiläufigen Video von Jonos Besuch am Grab von Oscar Wilde auf dem berühmten Friedhof Père Lachaise in Paris. „Um sein Grab rankt sich eine anzügliche urbane Legende, und plötzlich verspürte ich das dringende Bedürfnis, sie mit der Welt zu teilen“, erklärt Jono. Überwältigt von dem darauf folgenden Interesse und Engagement wurde die „Cemetery Safari“ ins Leben gerufen. Jono prägte den Begriff „#cemtok“ – ein Kunstwort aus „Friedhof“ und „TikTok“ – und inspirierte andere TikToker dazu, ihre örtlichen Friedhöfe zu erkunden. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet unten eine Liste, welche berühmten Gräber in Wien zu finden sind.

  • Wiener Zentralfriedhof

Neben der Bundespräsidentengruft für die verstorbenen österreichischen Bundespräsidenten werden am Zentralfriedhof viele andere Ehrengräber gepflegt. Zu finden sind hier die letzten Ruhestätten von Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Udo Jürgens, Falco, Friedrich Torberg, Arthur Schnitzler, Hans Moser, Helmut Qualtinger und natürlich viele mehr.

  • Sankt Marxer Friedhof

1791 wurde Wolfgang Amadeus Mozart auf diesem Biedermeierfriedhof in einem einfachen, allgemeinen Grab beigesetzt, wie es damals für den Stand eines Musikers üblich war. Ein Grabdenkmal wurde zu einem späteren Zeitpunkt errichtet. Anlässlich des 100. Todesjahres von Mozart wurde der Stein auf den Zentralfriedhof verlegt. An der ursprünglichen Stelle wurde ein neues Grabmal errichtet.

  • Friedhof Hadersdorf-Weidlingau

In eigener Sache: Hier ruht der Gründer und Herausgeber der „Neuen Freien Presse“, der 1879 verstorbene Journalist Michael Etienne.

  • Friedhof Hietzing

Hier werden „Cemtoker“ an vielen Ecken fündig. Die Gräber des Dichters Franz Grillparzer, des Malers Gustav Klimt, des Komponisten Gottfried von Einem und des Volksschauspielers Heinz Conrads sind in Hitzing zu finden.  

  • Friedhof Kalksburg

Hier findet man die von zwei Steinbänken eingefasste Gruft des österreichischen Dramatikers und Mitbegründer der Salzburger Festspiele (neben Max Reinhardt), Hugo von Hofmannsthal.

  • Friedhof Lainz

Nach dem Tod seiner Frau 1985 zog sich Sir Karl Popper in ein Landhaus in der Nähe Londons zurück. Dort starb er am 17. September 1994. Nach seiner Einäscherung wurde Poppers Urne nach Wien überführt. Hier wurde er auf eigenen Wunsch am Friedhof Lainz an der Seite seiner Frau beigesetzt. 

  •  Friedhof Ober-St. Veit

Der Maler Egon Schiele und seine Frau Edith ruhen auf diesem Bergfriedhof. Beide starben in jungen Jahren an den Folgen einer Infektion mit der Spanischen Grippe. Ihr Grabstein wurde vom ungarischen Bildhauer Benjamin Ferenczy geschaffen.

  • Friedhof Grinzing

Hier haben zwei Berühmtheiten 2004 für Schlagzeilen gesorgt. Damals wurde bei der Polizei eine Beschädigung der Gräber von Schriftsteller Thomas Bernhard und Komponist Gustav Mahler gemeldet. Am Grab Bernhards haben Vandalen die Metall-Türchen vor der Inschrift aufgezwängt, eine Christusfigur abmontiert und das schmiedeeiserne Kreuz verbogen. Bei Mahlers Ruhestätte wurde eine Grablaterne zerschlagen. Wochen später wird der Täter, der unter einer Psychose leidet, ausgeforscht.

  • Friedhof Heiligenstadt

Die sterblichen Überreste des österreichischen Dramatikers Ödön von Horvath wurden erst 1988, 50 Jahre nach seinem Tod, in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Heiligenstädter Friedhof beigesetzt. Seine eigentliche Beerdigung fand in Anwesenheit vieler Exilautoren am 7. Juni 1938 auf dem Friedhof Saint-Ouen in Paris statt, jener Stadt, in der Horvath eine Woche zuvor während eines Gewitters von einem herabstürzenden Ast erschlagen wurde.

  • Jüdischer Friedhof Währing

Der Friedhof selbst ist hier das Highlight. Der Verein Rettet den Jüdischen Friedhof Währing bietet regelmäßig Führungen durch das regulär geschlossene Gelände an, die nächsten am 12. November und 10. Dezember. Eine Führung dauert ca. 90 Minuten. Vor dem Beginn wird man aufgefordert, eine Haftungserklärung zu unterzeichnen. Das Betreten des jüdischen Friedhofes ist aufgrund des Alters der Anlage in der Schrottenbachgasse 3 und des baulichen Zustandes mit Gefahren verbunden. Seit 2017 bemüht sich auch der Verein „Rettet den jüdischen Friedhof Währing„ mit Günther Havranek als Obmann darum, das Thema breiter bekannt zu machen und auch Finanzierungen für die Sanierung aufzustellen. jued-friedhof18.at

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