<strong>Denkmalgerechte Sanierung und behutsame Nachverdichtung in Hohenems, </strong>ausgezeichnet mit einem Bauherrenpreis.
Architektur und Design

Der Sonnenweiher in Grafenwörth ist auch ästhetisch fragwürdig

Die Stadt Hohenems zeigt, wie man eine Altstadt wiederbelebt und dabei den Bodenverbrauch minimiert. Gegenbeispiel: der umstrittene Sonnenweiher in Grafenwörth. Entsteht hier eine Parallelgesellschaft von Menschen, die aus den Städten flüchten und das Landleben scheuen?

Kürzlich wurden wieder die Bauherrenpreise der Zentralvereinigung der Architekt:innen vergeben. Einer ging an den Umbau des Kärnten Museums in Klagenfurt, geplant von Winkler+Ruck Architekten und Ferdinand Certov. „Ein Gesamtkunstwerk aus historischer und zeitgenössischer Architektur“, resümiert die Jury. Ein Preis wurde für die Wohnbebauung Marburger Höfe in Graz vergeben, die anstelle der abgesiedelten Legero Schuhfabrik nach Plänen von Balloon Architekten entstanden. Ein weiterer Preis ging an Projektentwickler Markus Schadenbauer und die Gemeinde Hohenems für die Wiederbelebung der dortigen Altstadt.

Drei Preise also, die Vorhandenes nutzen und ergänzen. Die Altstadt von Hohenems ist ein Musterbeispiel für nachhaltige Zentrumsentwicklung. Eine hohe Verkehrsbelastung beförderte über viele Jahre Leerstand und Niedergang. Wird anderswo oft befürchtet, dass Verkehrsberuhigung und Denkmalschutz der wirtschaftlichen Entwicklung schaden, erwies sich in Hohenems das Gegenteil als richtig. Die Verkehrsentlastung durch eine Umfahrungsstraße und die Unterschutzstellung der Häuser in der Marktstraße im Jahr 2010 trugen maßgeblich zu einer Neuerfindung der 17.000-Einwohner-Stadt bei. Treibende Kraft ist Markus Schadenbauer: Ihm gelang es, im Zusammenspiel von privatwirtschaftlichem Engagement und der Stadtgemeinde unter frühzeitiger Einbindung der Bevölkerung ein Gesamtkonzept für die Marktstraße und die Harrachgasse zu entwickeln und eine Reihe von Investoren ins Boot zu holen. Zahlreiche Gebäude wurden denkmalgerecht saniert und die Altstadtstruktur mit behutsam eingefügten Neubauten nachverdichtet. Keine Filialen großer Handelsketten, sondern eigentümergeführte Ladenlokale beleben die Erdgeschoße. Geöffnete Innenhöfe und Durchgänge schaffen neue Verbindungen für Fußgänger.

Stärkung der Ortskerne

Das neue Stadtgefühl ist alles andere als oberflächlich. In zehn Jahren wurden über 40 neue Betriebe angesiedelt und gut 130 Arbeitsplätze geschaffen. Aus den einst vom motorisierten Verkehr in Beschlag genommenen Straßen und Plätzen wurden verkehrsberuhigte öffentliche Räume von hoher Aufenthaltsqualität. Anwohner, Gäste, Wirtschaftstreibende, die historische Bausubstanz und das Klima – alle profitieren. Die Stärkung der Orts- und Stadtkerne ist heute eine der größten Herausforderungen: Fußläufige tägliche Wege, attraktive öffentliche Räume und Orte der Begegnung dienen nicht nur der Bequemlichkeit und dem sozialen Miteinander, richtig gemacht sind sie auch essenzielle Beiträge im Kampf gegen Klimawandel und Bodenverbrauch.

<strong>Das Projekt</strong> in Grafenwörth.
Das Projekt in Grafenwörth.Pfarrhofer/Picturedesk

Medial viel präsenter als diese drei Vorzeigebeispiele ist seit dem Sommer das noch nicht fertige Siedlungsprojekt Sonnenweiher in Grafenwörth (NÖ). Selbst die Landeshauptfrau konnte angesichts fragwürdiger Grundstücksgeschäfte des Bürgermeisters nicht anders, als eine „schiefe Optik“ zu konstatieren. Eine noch viel schiefere Optik hat die Tatsache, dass nach wie vor kaum nachzuvollziehen ist, auf welcher fachlichen Basis diese Siedlungsentwicklung auf welchen Ebenen durchgewinkt wurde. Greenpeace hat Ende Juli beim Land Niederösterreich gemäß Umweltinformationsgesetz die Herausgabe aller Gutachten in der Causa Sonnenweiher beantragt.

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