Rugby-WM

Springboks gegen All Blacks: „Es gibt für ein WM-Finale kein besseres Drehbuch“

Imago / Federico Pestellini
  • Drucken

Neuseeland vs. Südafrika: Die Neuauflage des legendären Finales von 1995 nach der
Apartheid-Ära bewegt die Rugby-Welt. Eine Nation wird jedenfalls zum alleinigen Rekordweltmeister aufsteigen

Eine letzte Hymne, ein letzter Haka, um am Ende mit einem Rekord abzutreten: Mit dem Finale der Rugby-WM endet für Ian Foster eine Reise, die an Turbulenzen kaum zu überbieten ist. „Man hätte kein besseres Drehbuch schreiben können“, sagte der scheidende Trainer von Neuseelands berühmten „All Blacks“, die im Spiel der Spiele auf Titelverteidiger Südafrika treffen. Auch die „Springboks“ können Rekordweltmeister werden.

Foster stand vor einem Jahr mehrfach kurz vor dem Rauswurf und rettete seinen Job doch wiederholt. Kurz vor Beginn der WM kassierte er auch noch die höchste Niederlage in der Geschichte der All Blacks. „Diese Leistung nimmt uns den Druck. Niemand wird nun auf uns setzen, was ganz schön ist“, sagte Foster nach dem 7:35 gegen Südafrika. Zu der Zeit dachte man in Neuseeland eigentlich, das Schlimmste bereits hinter sich zu haben. Fünf von sechs Spielen hatte man zwischen November 2021 und August 2022 verloren. Eine ungeheuerliche Serie für die All Blacks, deren Status in der Heimat weit über den einer Sportmannschaft hinausgeht.

Imago / Mickael Chavet

Im März wurde öffentlich, dass bereits Scott Robertson als Nachfolger für die Zeit nach der WM gefunden wurde. Ausgerechnet bei seinem letzten Tanz am Samstagabend (21 Uhr/live ProSiebenMaxx) im Pariser Stade de France kann sich Foster unsterblich machen. Er könnte Neuseeland zum vierten WM-Triumph führen und damit vor Südafrika zum alleinigen Rekordweltmeister machen. Eine Chance, die nach der Niederlage zum WM-Auftakt gegen Gastgeber Frankreich die meisten Experten für minimal gehalten hatten.

Doch nicht nur für Foster geht es um den Eintrag in die Geschichtsbücher. Flügelspieler Will Jordan erzielte bei dieser WM bereits acht Versuche und zog mit den Rekordhaltern Jonah Lomu, Julian Savea (beide Neuseeland) und Bryan Habana (Südafrika) gleich. Da Jordan erst 25 Jahre alt ist, wackelt sogar die WM-Bestmarke von Legende Lomu. Der 2015 verstorbene All Black erzielte in seiner Karriere 15 WM-Versuche.

Das Duell zwischen den All Blacks und den Springboks trieft ohnehin vor Historie. Seit über 100 Jahren duellieren einander die beiden Teams und fast 30 Jahre nach einem ikonischen Spiel trifft man sich erneut im WM-Finale. Das Endspiel der Heim-WM 1995 war über den Sport hinaus enorm bedeutend, in den Augen vieler Südafrikaner vereinte der 15:12-Sieg das Land nach dem Ende der Apartheid.

Ein Jahr zuvor war Nelson Mandela zum Präsidenten gewählt worden, im Finale überreichte er im grünen Springbok-Trikot und mit grüner Kappe dem weißen Kapitän Francois Pienaar den WM-Pokal. Fast eineinhalb Jahrzehnte später wurde in Hollywood der Film „Invictus“ über das Spiel gedreht. Morgan Freeman und Matt Damon spielten die Hauptrollen, Clint Eastwood führte Regie.

Ein Erbe der Entwicklung ist Siya Kolisi. Vor fünf Jahren wurde er zum ersten schwarzen Kapitän Südafrikas ernannt, ein Jahr später gewann er mit seinem Team in Japan eher unerwartet den dritten WM-Titel. Am Samstag führt er die Südafrikaner erneut auf das Feld und stellt sich vor dem Anpfiff mit seinen Mitspielern dem Haka, dem maorischen Kriegstanz, den die All Blacks vor jedem Spiel zeigen.

Kolisi kann Geschichte schreiben: Als erst zweiter Kapitän nach Neuseelands Richie McCaw könnte der 32-Jährige seinen zweiten WM-Titel gewinnen. „Wir wissen, dass sich viele Fans die Reise hierher nicht leisten können. Doch jede Nachricht, jedes Video, das wir geschickt bekommen, macht uns stärker“, sagte Kolisi. „Hoffentlich können wir den Titel wieder holen.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.