Interview

Bischof Michael Chalupka: „Schlagzeilen-Zählen ist kein Maßstab für Kirche“

Michael Chalupka, seit September 2019 Bischof der evangelischen Kirche A. B. in Österreich
Michael Chalupka, seit September 2019 Bischof der evangelischen Kirche A. B. in ÖsterreichLuiza Puiu
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Michael Chalupka, Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Österreich, vermisst im „Presse“-Interview zum Reformationstag Bewegung in der Ökumene. Und er konstatiert, es gebe ähnliche Austrittszahlen wie in der katholischen Kirche.

Die Presse: Die katholische Kirche hat soeben eine vierwöchige Synode hinter sich. Haben Sie als Bischof der evangelischen Kirche, die sehr auf Synoden setzt, den Eindruck, dass die katholische Kirche evangelisch wird oder sich auf evangelischen Pfaden zu bewegen beginnt?

Michael Chalupka: Gar nicht. Synodalität ist ein ganz altes Prinzip aller christlichen Kirchen. Das, was evangelische Kirchen unter Synoden verstehen, ist sehr viel mehr vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen geprägt. Es ist interessant, dass im Schlussdokument im Teil über die Ökumene zwar die orthodoxen Kirchen mit dem Heiligen Synod, das heißt der Bischofsynode, ausdrücklich genannt werden, die protestantischen Kirchen aber gar nicht. Dieses weite Feld der Beteiligung, wie es bei uns aufgespannt wird, fehlt. Ich sehe keine Protestantisierung der katholischen Kirche, ganz im Gegenteil.

Wieso im Gegenteil?

Es ist eine Selbstvergewisserung, man kümmert sich um das Eigene. Gerade der Teil, wo es um die Ökumene geht, ist ein Teil, der nicht sehr in die Tiefe geht.

Ist das, was Ihre größere Geschwisterkirche derzeit betreibt, für Sie also enttäuschend?

Nein. Unser Ökumene-Verständnis ist ja möglichst sichtbare Einheit in der Bewahrung der Verschiedenheit. Der Passus über die Ökumene ist einer, der sehr auf die ökumenische Praxis abstellt, aber keine weiteren Schritte der Einheit setzt. Die Themen Eucharistie oder Amt kommen gar nicht vor, die uns in der Ökumene bewegen.

Muss das aber nicht trotzdem für Sie enttäuschend sein, wenn so viele Jahrzehnte nach dem Konzil so wenig Augenmerk auf die Ökumene gelegt wird?

Es ist keine Enttäuschung über diesen synodalen Prozess. Die Ökumene in diesen Punkten des Aufeinander-Zugehens ist eine, die im Moment keine große Bewegung hat, ja. Das ist jetzt nicht neu, das erleben wir schon seit vielen Jahren.

Woran liegt das? Am jetzigen Papst?

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