Analyse

Manche Palästinenser fürchten eine „Katastrophe wie 1948“

Im größten Flüchtlingslager im nördlichen Gazastreifen waren Palästinenser zuletzt nicht mehr sicher.
Im größten Flüchtlingslager im nördlichen Gazastreifen waren Palästinenser zuletzt nicht mehr sicher.Reuters / Stringer
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Unter Palästinensern wächst die Sorge vor einer zweiten „Nakba“, also davor, dass sie neuerlich vertrieben werden, diesmal aus Gaza. Es gibt auch ein paar Stimmen in Israel, die genau das fordern.

Tel Aviv. Frauen mit kleinen Kindern auf dem Arm, die Koffer über staubige Landstraßen ziehen. Großfamilien, die ihre nötigsten Habseligkeiten in Plastiksäcken über den Schultern tragen. Die Bilder, die in diesen Tagen aus dem umkämpften Gazastreifen kommen, wecken in vielen Palästinensern düstere Erinnerungen an die Nakba, die Flucht und Vertreibung Hunderttausender im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieges. Angesichts der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas fürchten manche, den Menschen in Gaza stehe eine zweite Nakba bevor – und tatsächlich gibt es die Stimmen in Israel, die genau das fordern.   

Die Nakba, zu Deutsch: Katastrophe, begann im Jahr 1948, als der junge jüdische Staat gegen arabische Armeen um sein Überleben kämpfte. Was genau im Schatten des Krieges geschah, ist bis heute nicht restlos geklärt: Manche Historiker betonen, arabische Kommandeure hätten die Palästinenser selbst zur Flucht aufgefordert, andere schreiben, israelische Soldaten hätten sie systematisch vertrieben. Für beide Fälle gibt es Belege, vermutlich kam beides vor. Unstrittig ist, dass damals über 700.000 Palästinenser ihr Heim verloren. Bis heute hat das Trauma der Nakba im Narrativ der Palästinenser eine zentrale Stellung.

Eine Million Binnenflüchtlinge

Auch in den vergangenen Wochen mussten Hunderttausende Palästinenser ihre Wohnungen verlassen, dieses Mal in Gaza. Nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober, bei dem die Terroristen mindestens 1400 Menschen ermordeten, hatte Israels Regierung die Entmachtung der Terrororganisation als Kriegsziel ausgegeben. Seit Wochen schon ruft die israelische Armee, die IDF, die Menschen im Norden Gazas zur Evakuierung auf, zu ihrer „eigenen Sicherheit“. Über eine Million Menschen sind UN-Angaben zufolge dem Aufruf gefolgt. Doch auch im Süden des Gebiets kommt es gelegentlich zu Kämpfen, zudem wird die Versorgungslage immer schlechter. Auch weil lokale Kliniken sich zunehmend überfordert zeigen, öffnete Ägypten nun seine Grenze für Schwerverletzte.

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