Stadtentwicklung

Seestadt Aspern: Ein ausbaufähiges Vorzeigeprojekt

In dem Stadtteil im 22. Wiener Bezirk sollen sich künftig vor allem auch Unternehmen der Bereiche Life Siences, Biotechnologie und Gesundheit ansiedeln.
In dem Stadtteil im 22. Wiener Bezirk sollen sich künftig vor allem auch Unternehmen der Bereiche Life Siences, Biotechnologie und Gesundheit ansiedeln.Wien 3420
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Die Gewerbeflächen in der Seestadt Aspern sind generell zwar gefragt, große Einheiten finden aber deutlich weniger schnell Abnehmer. Das hat mehrere Gründe.

In der Seestadt Aspern werden neben Wohnhäusern unermüdlich Gewerbe­immobilien aus dem Boden gestampft. Der Nachfrage geschuldet? „Generell ist der Vermietungsstand sehr zufriedenstellend“, sagt Gerhard Schuster, CEO von Wien 3420, der Entwicklungsgesellschaft der Seestadt. „Im Quartier Am Seebogen – unserem zuletzt realisierten Quartier – sind von den rund 200.000 Quadratmetern Nichtwohnen bereits jetzt 92 Prozent verwertet.“ Dabei handelt es sich um rund 100 Lokale bzw. Einheiten, den Gewerbehof nicht inkludiert.

„Im Seeparkquartier sind von den rund 50.000 Quadratmetern Nichtwohnen circa 80 Prozent verwertet. Hier sind es die großen Einheiten, vor allem die vor Corona als Trampolinpark konzipierte Sonderfläche im Seehub, die noch nicht verwertet sind.“ Allerdings laufen zu allen Objekten Interessentengespräche. Schuster betont aber auch, dass Bauträger eine Verzögerung in der Verwertung in Kauf nehmen, wenn eine Unterteilung in kleinere Einheiten wirtschaftlich keinen Sinn hat.

Der Gewerbehof der Wirtschaftsagentur Wien wurde gerade fertiggestellt, hier sind laut Rainer Holzer, Leiter der Immobilienabteilung der Wirtschaftsagentur Wien, ein Drittel der Flächen bereits vermietet. „Das Interesse an diesem neuen, flächenschonenden Konzept ist jedenfalls vorhanden, und es gibt bereits erste Mieter.“ Allerdings mache sich auch hier die derzeit überall herrschende Zurückhaltung bemerkbar: „Unternehmen überlegen länger, müssen viel sparsamer kalkulieren und sind sehr vorsichtig bei Investitionen.“ Holzer ist sich jedoch sicher, dass sich der Gewerbehof als Angebot durchsetzen wird.

Schneeballeffekt im Tech-Zentrum

In Wien entstehen aber auch neue Geschäftsviertel in zentrumsnahen Lagen. „Die Seestadt hat sich gerade in letzter Zeit mehrfach gegenüber anderen Standorten durchgesetzt“, meint Schuster und verweist auf U-Bahn-/Schnellbahn-Anschluss und das gesamthafte Standortangebot, das die Seestadt konkurrenzfähig machen. Derzeit sind gleich mehrere Großflächenansiedelungen in Entwicklung. „Auch bei Robin Seestadt als jüngstem Gewerbeprojekt ist bereits ein Drittel verkauft.“ Und zwar an die Privatuniversität Schloss Seeburg. Längst habe sich die Seestadt als „technologisch hochmoderner Standort“ einen Namen gemacht.

»Bei Robin als jüngstem Gewerbeprojekt ist bereits ein Drittel verkauft.«

Gerhard Schuster

CEO der Wien 3420 Aspern Development AG

So wird das auch Technologiezentrum der Wirtschaftsagentur Wien kontinuierlich ausgebaut. „Weil der Bedarf an flexiblen Produktionsflächen besteht“, betont Holzer. Der dritte Bauteil des Technologiezentrums bietet ausschließlich Produktions- und Laborflächen. Für Schuster zeigt sich ein Schneeballeffekt: Junge beziehungsweise in Entwicklung befindliche Technologiebetriebe schätzen die Nähe zu anderen. „Das Technologiezentrum Seestadt entwickelt sich zunehmend in Richtung Campus mit Synergiecharakter. Unternehmen erwarten, sich hier schneller, innovativer und besser entwickeln zu können als anderswo. Technologieunternehmen, die sich in letzter Zeit für den Standort Seestadt entschieden haben, nennen genau jene Gründe für ihre Wahl“, weiß der CEO der Wien 3420 Aspern Development AG.

Unternehmer: Luft nach oben bei der Anbindung

Apropos Argumente für einen Firmenstandort in der Seestadt Aspern: Das Familien­unternehmen Din – Dietmar Nocker Sicherheitstechnik mit Firmenzentrale in Linz ist Spezialist rund um das Thema „Notbeleuchtung“ und hat seit einigen Jahren eine Niederlassung in der Seestadt. Für Din waren in erster Linie der Preis und die öffentliche Anbindung mit U-Bahn sowie ein „neues, rasch wachsendes, aufstrebendes, innovatives Cluster“ die großen Pluspunkte. Die Preise in dem Stadtentwicklungsgebiet im 22. Wiener Bezirk liegen tatsächlich unter zentrumsnahen Gewerbeimmobilien. Noch dazu ist durch die ESG-konforme Bauweise die Energieeffizienz auf höchstem Niveau.

»Die Anbindung für Autofahrer ist noch immer schwierig.«

Josef Hofmeister

 Bereichsleiter Vertrieb Ost bei Din Sicherheitstechnik

Allerdings wurden etwa für das Unternehmen Din nicht alle Erwartungen erfüllt. So war unter anderem auch die rasche Erreichbarkeit mit dem Auto über die ‚Seestadtanbindung‘ seinerzeit ein wichtiges Argument. Ein Projekt, das bis heute noch nicht umgesetzt ist. „Die Anbindung für Autofahrer ist noch immer schwierig“, sagt Josef Hofmeister, Bereichsleiter Vertrieb Ost bei Din. Die öffentliche Infrastruktur sieht er ebenfalls noch ausbaufähig. Zudem beklagen Din-Mitarbeiter, dass abseits der Arbeit in der Gegend wenig los ist. Heute würde man sich wahrscheinlich nicht mehr für diesen Standort entscheiden.

Belebung des Viertels durch Branchenmix

Andererseits steigt die Attraktivität der Seestadt mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Ansiedlung neuer Firmen. Wien 3420 setzte von Anfang an auf eine gesunde Mischung aus Produktion, Forschung, Handwerk, Retail, Bildungsinstitutionen usw. „Eine Branche, die wir in Zukunft mit Sicherheit verstärkt ansprechen wollen, ist der Komplex aus Life Sciences, Biotech und Gesundheit“, sagt Schuster. „Unsere letzten Ansiedlungserfolge mit Takeda, Biomay und Hookipa im Bereich Forschung und Produktion, dem Neuen Ordinationszentrum Aspern (NOA22) und dem Medtech-Start-up Tech2people sorgen für einen positiven Konzentrationseffekt, den wir nutzen wollen.“

Wachsende Gewerbezonen

Seestadt Aspern ist ein Stadtentwicklungsgebiet im Nordosten Wiens. Bis in die 2030er-Jahre sollen dort Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze entstehen. Im Technologiezentrum fokussiert die Wirtschaftsagentur Wien auf Multifunktionsflächen. Zielgruppe sind Tech-Unternehmen, die flexible Raumlösung in einem Unternehmensnetzwerk suchen. Der Gewerbehof spricht Gewerbetreibende und Handwerk an, die vertikale Fabrik wurde flächenschonend erbaut.

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