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Amazon-Serie „Mandy“: Der Dämon aus dem Gemeindebau

Ein Besessener im Balkon: Szene aus „Mandy und die Mächte des Bösen“.
Ein Besessener im Balkon: Szene aus „Mandy und die Mächte des Bösen“.Amazon
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Die Horror-Komödie „Mandy und die Mächte des Bösen“ ist so blutig wie albern: Gedreht in einem Wiener Gemeindebau, geht darin das Tor zur Hölle auf. Hinter der narrischen Low-Budget-Grusel-Parodie steckt auch Komödienspezialist Andreas Schmied.

Der Karl-Seitz-Hof im 21. Wiener Gemeindebezirk ist der Schauplatz der jüngsten österreichischen Amazon-Serie – und der ruhige Gemeindebau wird darin zum Tor zur Unterwelt: Gleich zu Beginn der ersten von acht kurzen Folgen öffnen vier Bewohner im Waschkeller des Gebäudes ein Portal zum Dämonenreich, indem sie mit Blut eine sogenannte „Nektorune“ an die Tür eines Putzmittelschrankes zeichnen. So schnell kann’s gehen, schon geistern besessene Gestalten durch die Balkone, Wohnungen und Kellerräume des Baus, der hier „Otto-von-Janus-Hof“ heißt.

Was folgt, ist blutig, schleimig und ziemlich albern: Das Drehbuch dieser Horror-Comedyserie schrieb Elisabeth Schmied, deren Mann Andreas Schmied („Love Machine“, „Pulled Pork“) zeichnet für die Inszenierung der ersten vier Folgen verantwortlich. Und er tobt sich dabei ziemlich aus, sowohl was grauslich überspitzte Dämonen-Kämpfe angeht (schon in der ersten Folge werden Menschenherzen aus Brustkörben gerissen), als auch in der Darstellung des Gemeindebaulebens und seiner knalligen Charaktere. Wobei: Sehr wienerisch wirkt all das nicht, und sprachlich hält man es hier überhaupt eher Bundesdeutsch.

Die Titelfigur Mandy Pöppl, eine Anfang-Zwanzigjährige mit Agoraphobie, die seit einem Unfall auf einer Halloween-Party ihre Wohnung nicht verlässt, wird von ihrer Mutter Tiffany, einer Kosmetikerin, die sich zum Frühstück schon Kaffeelikör einschenkt, in inszenierten Séancen als Medium vermarktet: Wer über sie mit Verflossenen sprechen will, braucht im Wartezimmer – also im dazu umfunktionierten, bunt tapezierten Wohnzimmer – nur eine Nummer zu ziehen. Und zahlen, natürlich.

Google Translate für die Geistersprache

Dass ihre Fähigkeiten als „Seherin“ vielleicht nicht nur erfunden sind, wird ihr klar, als ihr der Geist ihrer von besessenen Gestalten erstochenen Nachbarin Selcan erscheint. Bald macht sie sich wirklich auf Dämonenjagd. Das alte miefige Geister-Nachschlagewerk (eine Art „Buch der Schatten“) wird dabei praktischerweise mittels Google Translate aus dem Lateinischen übersetzt. An eine Art spinnertes „Buffy“ oder „Charmed“ im Knickerbockerbanden-Ton erinnert die Serie mitunter, eine närrische Horror-Parodie im sichtbaren Low-Budget-Stil: Ob Selcan auch zum Essen bleibe, fragt Mama Tiffany an einer Stelle, zwischen grunzenden Kampf- und Abschlacht-Szenen. „Sie kann nicht essen, sie ist ein Geist!“, ruft Mandy augenrollend. Überhaupt, Essen sei jetzt doch nachrangig: „Wir müssen rausfinden, wie wir den Dämon töten!“

Der Waschkeller als Eingang zur Dämonenwelt - mit Bayan Layla als Geist Selcan.
Der Waschkeller als Eingang zur Dämonenwelt - mit Bayan Layla als Geist Selcan.Amazon

Dann hört man es wieder keuchen und krächzen und grummeln wie bei einer Halloween-Party: Wenn es dabei wenigstens lustig wäre! Sympathische Darstellerinnen, vor allem Eli Riccardi als Mandy und Bayan Layla als Selcan, verhindern nicht, dass diese Serie weder als Horror noch als Komödie in ihren Bann zieht. „Mandy und die Mächte des Bösen“ ist eine von gleich zwei in Wien gedrehten Horror-Comedyserien für Amazon. Die nächste, die Vampir-Komödie „Followers“, soll nächstes Jahr folgen.

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