Buchkritik

Herbert Lackner über den „Kulturkampf“ einst und jetzt

Archivbild von Herbert Lackner aus dem Jahr 2008.
Archivbild von Herbert Lackner aus dem Jahr 2008.APA / Comyan / Barbara Gindl
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„Als Schnitzler mit dem Kanzler stritt. Eine politische Kulturgeschichte Österreichs“: Historiker Herbert Lackner, früher Redakteur der „Arbeiter-Zeitung“, später „Profil“-Chef, unterzieht sich in seinem neuesten Buch einer diffizilen Darstellung dessen, was man mit „Kulturkampf“ umschreiben möchte.

Mitte Februar 1934 – der kurze blutige Bürgerkrieg, der Österreichs Gesellschaft entzweite, war gerade zu Ende gegangen – bekommt Stefan Zweig Besuch von der Polizei. Seit 1919 bewohnen der weltberühmte Schriftsteller, seine Frau, Friderike, und deren zwei Töchter das Paschinger Schlössl auf dem Salzburger Kapu­zinerberg Nr. 5. Zweig, begüterter Erbe aus Wien, macht sensationelle Umsätze mit seinen Werken, hat mit der Politik gar nichts zu tun, beobachtet sie distanziert – aber er ist Jude. 

Und er beschreibt die Flüchtlinge aus Deutschland, die sich vor Adolf Hitler in Sicherheit bringen wollen: „Die ersten, die am raschesten Deutschland verlassen, hatten noch ihre Kleider, ihre Koffer, ihren Hausrat retten können und manche sogar etwas Geld. Aber je länger einer auf Deutschland vertraut hatte, … umso härter war er gezüchtigt worden“ („Die Welt von Gestern“).

Nun, da die Polizei vor der Tür steht, kommentiert der Regimegegner noch die Niederschlagung des Arbeiteraufstandes durch Dollfuß: „Es ist der Sieg der faschistischen Idee und der Sieg wird morgen von dem der Nationalsozialisten abgelöst werden.“ Tags darauf packt der 53-Jährige seine Papiere und emigriert nach London. Die Familie lässt er zurück. 

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