Wissenschaft

Genanalysen gegen Wilderei

Beschlagnahmte Elefantenstoßzähne und Nashornhörner werden verbrannt.
Beschlagnahmte Elefantenstoßzähne und Nashornhörner werden verbrannt. Pan Siwei Xinhua/Eyevine/picturedesk.com
  • Drucken

Mit immer ausgefeilteren Methoden helfen Forensiker im Kampf gegen den so extensiven wie lukrativen schwarzen Handel von Tieren und Pflanzen.

Im November 2021 standen in ­Seattle zwei Afrikaner aus dem Kongo vor Gericht, die Robert Hammer von den Homeland Se­curity Investigations – zuständig für Schmuggel, etwa von Drogen – ins Netz gegangen waren. Sie waren nicht auf Drogen spezialisiert, sondern auf andere heiße Ware: Nashornhörner, Elefantenstoßzähne, Schuppen von Schuppentieren (den meistgewilderten und geschmuggelten Landtieren überhaupt). Im Jahr 2020 hatten sie mit gewöhnlicher Luftfracht 23 Kilo Elfenbein in die USA geschickt – zerschnitten, schwarz angemalt, mit Ebenholz vermischt und als „Holz“ deklariert –, im Jahr darauf 2,5 Kilo Nashornhorn.

Beides war von Undercover-Agenten der Behörde gekauft worden, sie bekundeten Interesse an mehr und orderten für 3,5 Millionen Dollar, Details sollten in Seattle ausgehandelt werden, dorthin ließen sich die Kongolesen locken. Kurz darauf wurden in einem Lager in ihrer Heimat zwei Tonnen Elfenbein beschlagnahmt. Möglich wurde all das, weil die Ermittler Hilfe von Forensikern hatten, die aus Genanalysen des Schmuggelguts und Datenbanken der Genunterschiede von Elefanten in Afrika – aufgebaut von Samuel Wasser (University of Washington) seit 2015 (Science 349, S. 84) – bestimmen konnten, wo die Tiere gewildert worden waren.

21 Milliarden Dollar im Jahr für gewilderte Tiere

Der Schwarzhandel mit Gewildertem blüht, er wird nur von dem mit ­Drogen und dem mit Waffen überboten, von 2010 bis 2020 wurden geschätzte 225.000 Kilogramm Elfenbein, 96.000 kg Schuppentierschuppen, 4500 Nashornhörner, 3800 Bären (bzw. ihre Galle) und 2200 Tiger (bzw. ihre Felle und Knochen) illegal gehandelt (Forensic Science International 110530). Das bringt bis zu 23 Milliarden Dollar im Jahr, schätzt Cindy Harper in einer aktuellen Übersicht über das Feld (Annual Reviews of Animal Bioscience 11: 269). Diese Veterinär-Genetikerin an der University of Pretoria hat es geschafft, der wohl lukrativsten dieser heißen Waren auf die DNA-Spur zu kommen: Nashornhorn, es bringt mit bis zu 65.000 Dollar pro Kilo mehr als Gold, und lang schienen Genanalysen unmöglich, weil das Horn kein lebendes Gewebe ist wie das von Stoßzähnen, sondern aus abgestorbenen Haaren besteht. Trotzdem gelang es Harper, sie baute eine Datenbank auf und nannte sie Rhodis.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.