Europa League

Ohne „Killerinstinkt“: Sturm und das Spiel in Bergamo

GEPA pictures / Wolfgang Grebien
  • Drucken

Grazer nutzten in Bergamo den Raum für Überraschung nicht, womit das vierte Gruppenspiel mit 0:1 verloren ging. Die „Ladehemmung ohne Unterschiedsspieler für den letzten Pass“ will Coach Christian Ilzer noch ausräumen.

Die Überraschung von Bergamo war für Sturm Graz erst greifbar und am Ende doch recht weit weg. Die Steirer ließen beim 0:1 (0:0) in der Fußball-Europa-League gegen den italienischen Topclub Atalanta die Durchschlagskraft im Angriff vermissen - ein Makel, der Sturm schon seit Saisonbeginn Kopfzerbrechen bereitet. Österreichs Vizemeister fokussiert sich nun auf das Absichern des dritten Platzes, der das erträumte Überwintern in Europa bedeutet.

Dass Sturm erstmals seit über einem Jahr in der Fremde ohne Torerfolg bleiben würde, hatte sich zunächst nicht abgezeichnet. Bei Dauerregen und Dauersupport der 800 mitgereisten Fans sah Christian Ilzer seinen Matchplan aufgehen. „Erste Halbzeit war es genau so, wie wir es geplant hatten, außer, dass wir die Ballgewinne einfach viel konkreter ausspielen müssen“, analysierte der Erfolgstrainer. „Wir haben gewusst, wenn wir aggressiv genug gegen ihre Aufbaulinie sind, werden wir dort Ballgewinne haben. Die Qualität, wie wir diese Bälle ausspielen und durch ihre Linien laufen, wäre der Schlüssel gewesen, um hier einen Punktgewinn zu nehmen.“

Dass Otar Kiteishvili die Bälle verteilen kann, war Ilzer selbstredend bewusst. Den Ausfall des georgischen Teamspielers, der an einer gereizten Achillessehne laboriert, erwähnte der Trainer mit keiner Silbe. Vielleicht auch in dem Wissen, dass Vorlagen auch erst verwertet werden müssen. In der Lombardei verzeichnete Sturm keinen einzigen Schuss auf des Gegners Tor. „Das Thema, nach vorne konkret zu werden, verfolgt uns schon über die gesamte Saison“, sagte Ilzer.

Im hektischen Herbst, der für die Grazer oft Spiele im Dreitagesrhythmus bedeutet, fällt es aus verschiedensten Gründen (Verletzungen, Form, Stürmerprofile) schwer, die Abläufe an vorderster Front einzuschleifen. Ilzer versprach vollen Einsatz, um der Ladehemmung bald Abhilfe zu schaffen. „Ich bin überzeugt, dass wir das über die Saison noch auf ein ganz anderes Level bringen werden.“

Gregory Wüthrich bemerkte im Allgemeinen einen „Fortschritt zu den letzten Spielen“, die durch die ersten zwei Niederlagen in der Liga gekennzeichnet sind. „Wir haben gekämpft, sind auch gut gestanden, vielleicht hat am Ende der Killerinstinkt gefehlt. Dass man mal aus wenigen Torchancen einen macht. So wie es Atalanta gemacht hat“, sagte der Abwehrchef. Die beiden Stürmer Manprit Sarkaria und Szymon Wlodarczyk hätten die Bälle gut gehalten und abgelegt. „Das Problem ist vielleicht der entscheidende letzte Pass, dass wir zu klareren Torchancen kommen.“

So gab auch Andreas Schicker ein zweigeteiltes Fazit ab. „Die Leistung in der ersten Halbzeit war fast das beste Auswärtsspiel gegen einen großen Gegner in den drei Jahren, die wir Europa League spielen“, erklärte der Sportchef der Grazer kurz vor Mitternacht in den Stadionkatakomben des italienischen Tabellenfünften. „Da muss man auf diesem Niveau eben in Führung gehen. Das haben wir nicht geschafft und es war klar, dass von Atalanta eine Reaktion kommen würde.“

Die kam in Form eines Abstaubertors nach einer Ecke. Sturm brachte den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Berat Djimsiti netzte unhaltbar für Kjell Scherpen ein (50.). Vorbei war es mit der gelobten Grazer „Schärfe“ von Hälfte eins. „In der zweiten Halbzeit hat Atalanta einen Gang raufgeschalten und dann war es immer schwieriger für uns“, gestand David Affengruber den dann sichtbaren Klasseunterschied ein.

Die favorisierten Italiener fixierten mit ihren nun 10 Punkten vorzeitig den Europa-League-Verbleib. Drei Zähler vor Sturm (4 Punkte) liegend hat Sporting Lissabon (nach einem 2:1 gegen Rakow Czestochowa) die besten Karten auf den zweiten Aufstiegsplatz. Der ist auch für Sturm noch möglich, wenn die Ilzer-Elf das letzte Gruppenspiel in Lissabon und den direkten Vergleich gewinnt. Vorerst muss aber das prognostizierte Rennen um Platz drei und den Umstieg in die Conference League vor Rakow (1) beendet werden.

Die Polen gastieren am 30. November in Graz. „Es wird ein echtes Endspiel, ein echter Fight um diesen dritten Platz“, erklärte Ilzer, dessen Truppe den ersten Vergleich 1:0 gewann. „Vielleicht, das werden wir erst nach diesem Heimspiel sehen, gibt es dann noch ein Endspiel in Lissabon.“ Für Schicker steht das Rakow-Abschneiden über allem. „Wir müssen anschreiben, dann überwintert Sturm Graz erstmals seit 20 Jahren oder mehr wieder in Europa. Das ist unser Ziel.“ Sturm winkt der erste Frühling im Europacup seit 2000/01.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.