Nachruf

Er hat ein kleines Land größer gemacht

Nach dem Fall des Kommunismus 1989 kehrte Karl Schwarzenberg nach Tschechien zurück: hier auf der Karlsbrücke in Prag.
Nach dem Fall des Kommunismus 1989 kehrte Karl Schwarzenberg nach Tschechien zurück: hier auf der Karlsbrücke in Prag.Nora Schuster
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Nach 1989 brachte Karel Schwarzenberg aus dem Exil Weitsicht nach Prag, wurde Außenminister und sogar fast Präsident.

Seit Sonntagvormittag weht über dem barocken Černín-Palais, Sitz des tschechischen Außenministeriums, eine schwarze Fahne. Zum Gedenken an den einstigen Außenminister Karel (Karl) Schwarzenberg, der das Amt des tschechischen Chefdiplomaten in zwei Regierungen bekleidet hatte, der 2013 knapp eine Präsidentenwahl verlor und neben Václav Havel zu den prägendsten tschechischen Politikern nach 1989 gehörte. Am Samstag ist er im Alter von 85 Jahren in einem Spital in Wien verstorben.

Die Todesnachricht kam in der Nacht auf Sonntag, als in Tschechien alle noch schliefen. Als das Land erwachte, verbreitete sich die Nachricht sehr schnell. Und sie löste eine Betroffenheit aus, wie man sie seit dem Ableben von Václav Havel 2011 bei keinem anderen Politiker mehr erlebt hat.

Die Tschechen haben Schwarzenberg, dessen Geschlecht in fränkischem Uradel mit alemannischen Vorläufern wurzelt und seine Stammburg in Scheinfeld nahe Nürnberg hat, liebevoll nur den „Fürsten“ genannt, auf Tschechisch „Kníže“. Zwar lagen längst nicht alle mit ihm auf einer politischen Wellenlänge als „Schwarzer“, als der er sich selbst bezeichnete. Sehr viel größer aber war die Zahl derer, die ihn wegen seiner Freundlichkeit, seiner Eleganz und seines tiefen, knorrigen böhmischen Humors gemocht haben.

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