Die Zeichen stehen auf „Grown-up Grunge“ – wie hier von Balenciaga.
Mode-Trend

Barbiecore ist so „last season“, wir dürfen wieder granteln

Schluss mit „Dopamin-Dressing“ und seiner künstlichen Heiterkeit. Diese Saison darf man sich wieder so schlecht gelaunt anziehen, wie man sich an Nebeltagen eben fühlt.

In dicken, schwarzen Wollschichten eingepackte Gestalten hasten über einen Gehsteig, rempeln einander an, halten inne und tippen auf ­Handys herum, klappen genervt Schirme auf, weil es anfängt zu regnen, suchen hektisch in Manteltaschen Hausschlüsseln: So viel Realität gab es in der Mode schon lang nicht mehr wie in der Videoinszenierung von Balenciagas Resort-Kollektion 2024. Kreativchef Demna Gvasalia – der inzwischen auf Geniepfaden unterwegs ist und eigentlich nur noch mit seinem Vornamen angesprochen werden will, also Demna – filmte seine Entwürfe in einer Pariser Straßenszenerie. Wäre im Hintergrund nicht die Balenciaga-Boutique zu sehen, könnte man das Video glatt für ein Überwachungsvideo halten. Runway-Glamour crasht hier mit der grauen Wirklichkeit, in der sich nun einmal auch die glamourösesten Mode-Addicts bewegen: Im Designer-Outfit durch den Regen stöckeln? Passiert, nervt, aber was will man machen.

Look von Prada
Look von PradaMonic

In Tüll wider die Tristesse

Wie schwierig es bisweilen sein kann, Mode mit den Mühen des Alltags zu vereinbaren, das ist ein Gedanke, der in der Branche zuletzt sehr erfolgreich verdrängt wurde. Einige Saisonen lang drehte sich alles nur um „Dopamin-Dressing“ – um fröhliche Mode, die für gute Stimmung sorgen sollte. Die Weltlage ist grad alles andere als rosig? Na, dann zieh doch einfach ein Barbie-pinkes Tüllkleidchen an, du wirst sehen, es wird dir gleich besser gehen! Modischer Eskapismus wurde bis zur Grenze des Erträglichen betrieben: Kleidung wurde zum Vehikel für Stimmungskanonen, die sich optisch mit kunterbunten Perlenkettchen, Smiley-Sweatshirts und Jux-Accessoires wie Gummi-Crocs der guten Laune verschrieben. Durch Modeaccounts auf Insta­gram zu scrollen fühlte sich da schon so penetrant fröhlich an wie die Leute, die auf Partys ihre Finger in die Wangen ­drücken und alle, die grad einmal einen kurzen Durchhänger haben, auffordern: „Lach doch mal!“

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