Mouth-Taping

Schöner schlafen mit verklebtem Mund

IMAGO/Science Photo Library
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Nach Gwyneth Paltrow kleben sich jetzt auch diverse Influencer ihren Mund in der Nacht zu. Sie versprechen gesundheitliche Vorteile aller Art. Aber warum?

Eines kann man sicher sagen, die Schnupfenzeit ist kein optimaler Zeitpunkt, um „mouth taping“ zu versuchen. Der vermeintliche Schönheitstrend poppt seit einiger Zeit häufiger in den TikTok-Kanälen einschlägiger Platzhirsche auf. Kurz gesagt geht es darum, dass man munterer und dadurch schöner, gesünder, ja, gescheiter wird, wenn man sich nächtens den Mund zuklebt. Sogar gegen Karies soll die Praxis wirken. Die erzwungene Nasenatmung sei der Schlüssel.

Mit ausreichend Nachhall in die Welt gesetzt hat diese These ursprünglich Gwyneth „The Goop“ Paltrow. Sie teilte ihre besten Wellness-Routinen mit, darunter war Erwartbares, wie Selleriesaft oder ayurvedisches Ölziehen. Aber auch Unbekanntes, wie das MyoTape, ein von dem Atemtrainer Patrick McKeown entwickelter Baumwoll-Klebestreifen für den Mund, den es auch von anderen Herstellern gibt. Während bei diesen Streifen der Mund nicht komplett abgedeckt wird, kleben sich manche Influencer den Mund mit einem herkömmlichen Plastikklebestreifen gleich ganz zu. Dass Tesa, Gaffa u.a. nicht unbedingt hautfreundlich sein müssen (wieso auch), wissen wir spätestens seit dem ebenfalls kontroversiell diskutierten Face Taping (vulgo Fox-Eye-Trend).

Ruhige Nächte

Laut Paltrow verbessere das Atmen durch die Nase jedenfalls „die Alkalität im Körper“ und damit auch den Schlaf. Poolbesitzer spitzen die Ohren, die Schauspielerin spricht aber wahrscheinlich etwas in Richtung Säure-Basen-Haushalt an, genau definiert oder wissenschaftlich durchgearbeitet ist das Thema nicht.

Ärzte der Sleep Foundation sagten der „Huffington Post“, dass es nur sehr begrenzte Belege für die Vor- und Nachteile von Mouth-Taping gibt. Obwohl es vereinzelte Hinweise auf Vorteile gäbe, wie weniger Schnarchen, sind auch Risikofaktoren zu berücksichtigen, darunter mögliche Reizungen der Lippen und Schlafstörungen. Die Empfehlung lautet: Sprechen Sie mit ihrem Arzt, bevor Sie sich den Mund zukleben.

Behinderung der Nasenatmung

Der Grund für schlechten Schlaf liegt tatsächlich meistens woanders. Das Schlaflabor im Rudolfinerhaus schreibt dazu: „Grund für schlafbezogene Atmungsstörungen ist meistens eine Behinderung der Nasenatmung, verursacht z.B. durch Übergewicht, ein ‚fliehendes‘ Kinn, eine schiefe Nasenscheidewand, vergrößerte Rachenmandeln, Polypen, chronische Entzündungen der Nasenschleimhaut bzw. der Nebenhöhlen.“ In diesen Fällen wäre Mouth Taping ziemlich sicher keine Lösung.

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