Ausstellungen

Kunst aus Wien rockt New York: Attersee und KHM-Giorgione

Kitsch-Kunst, lange bevor Jeff Koons damit begann: „Das Süßeste vom Süßen“ aus
Attersees unwiderstehlichem 
Frühwerk, 1966.
Kitsch-Kunst, lange bevor Jeff Koons damit begann: „Das Süßeste vom Süßen“ aus Attersees unwiderstehlichem Frühwerk, 1966. Christian Ludwig Attersee
  • Drucken

„Beautiful like his paintings“ präsentiert sich Christian Ludwig Attersee in gleich zwei New Yorker Galerien. Giorgiones „Drei Philosophen“ aus dem KHM sind auf seltene Reisen gegangen und hängen jetzt in der Frick Collection.

Den 1510 an der Pest verstorbenen venezianischen Renaissancemaler Giorgione als Österreicher zu bezeichnen, würden wir nicht wagen. Sein Gemälde „Die drei Philosophen“ aber ist mittlerweile aus Wien nicht mehr wegzudenken, als das wohl geheimnisvollste der Hauptwerke des Kunsthistorischen Museums. Und doch sucht man die rätselhafte Szene mit den drei Herren, die vor einer dunklen Höhle brüten und sinnieren, dort vergebens. Es wurde auf eine seltene Reise geschickt, sogar über den Ozean, bis nach New York. Dort hat es ein Rendezvous mit einem alten Bekannten, dem Heiligen Franziskus in der Wüste, gemalt von Giorgiones Lehrer Giovanni Bellini.

Vor fast einem halben Jahrtausend wurden die beiden Meisterwerke auseinander gerissen. Sie hingen ursprünglich Seite an Seite im Palazzo des Sammlers Taddeo Contarini in Venedig. Wahrscheinlich wurden die drei Philosophen von Giorgione sogar eigens als Gefährten für das Bild seines Meisters Bellini gemalt. Die jüngere Forschung meint sie übrigens endlich identifiziert zu haben, nämlich als Pythagoras und seine beiden Lehrer Pherekydes und Thales. In der Renaissance galten sie als die ersten Philosophen des Abendlands.

Im Ausweichquartier des Frick im ehemaligen Whitney Museum treffen sie jetzt in einer modernistischen Beton-Kapelle wieder auf ihr katholisches Pendant. Bis Februar, dann macht sich die bedeutendste New Yorker Privatsammlung schon wieder zurück in ihr Stammhaus auf, das in den vergangenen Jahre aufwendig sanierte Stadtpalais am Central Park. Und dann wird wohl auch wieder Schluss sein mit den vielen Frick-Leihgaben. So bekam das KHM wohl als Gegenleistung für den Giorgione-Besuch zwei Marmorbüsten für die aktuelle Ausstellung „In Love with Laura“.

Attersee in der Irish-Pub-Galerie

Neben den drei eingemeindeten Wiener Philosophen wird ab morgen noch ein anderer Österreicher „New York erobern“, wie es eine Aussendung formuliert. Maler Christian Ludwig Attersee scheint nach einer gesundheitlich bedingten Pause wieder ganz der Alte zu sein. Der 83-Jährige eröffnet diese Woche gleich zwei Ausstellungen in New York: Eine Retrospektive in der Galerie Gmurzynska, deren Titel dem Pop-Art-Frühwerk entlehnt ist: „Attersee. Schön wie seine Bilder – Beautiful like his paintings“. Die Eröffnungsrede hält mit Metropolitan-Direktor Max Hollein ein weiterer Österreich-Export.

Die zweite Attersee-Ausstellung ist überraschender: Sie findet in der jungen Galerie O’Flaherty’s statt, nicht zufällig wie ein irisches Pub benannt. Auch die Gelitins (ja, die mit dem Brunnen) traten hier heuer schon auf. Das alles spielt hinein ins Motto von Gründerin Jermain Juliano-Villani: Sie wolle den Spaß in die Kunst zurückbringen – und guten Geschmack vor der Türe lassen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.