Theresa Prammer vor dem Burgtheater.
Krimis

Der Weg der Künstlerin

Theresa Prammer ist derzeit doppelgleisig unterwegs. Einerseits ist da ihre österreichische Reihe, in die ihre eigene Schauspielvergangenheit einfließt. Und dann gibt es einen neuen Thriller – mit dem sie nun auch den deutschen Markt erobern will.

Es war so nicht beabsichtigt. Theresa Prammer ist zwar eine, die viel schreibt, aber an mehreren Büchern gleichzeitig zu arbeiten: Das ist nicht ihres. Dennoch erscheinen jetzt ganz kurz hintereinander gleich zwei Romane von Prammer: im Sommer bei Haymon der zweite Band der Reihe um den Privatdetektiv Edgar Brehm und die Schauspielschülerin Toni Lorenz, „Schattenriss“. Und im November bei Insel der Thriller „Ausgelöscht“.

Zweiteres ist ein Psychothriller par excellence. Hier werden nicht nur Menschen, sondern auch Erinnerungen ausgelöscht. Das Gedächtnis von zwei Frauen wird so manipuliert, dass sie sich – die eine in Wien, die andere in Berlin – an etwas erinnern, was sich so nicht zugetragen hat, so nicht gewesen sein kann. Gleichlautend sagen sie aus, sie seien zwei Tage lang gefangen gehalten worden, während es in Wahrheit drei Wochen waren, die sie verschwunden waren.

Das Setting erinnert an Märchen, in denen die Protagonisten bei Zwergen in einem Berg verschwinden und glauben, sie wären nur drei Tage fort gewesen, während außerhalb des Bergs dreihundert Jahre vergangen sind. Märchenhaft aber ist der Roman nicht, in manchen Passagen eher albtraumartig. Für diesen Thriller hat Prammer eine Agentur engagiert, die ihn im deutschen Markt positionieren wird.

Vom Schauspiel zum Schreiben

Wie also sind diese beiden Bücher entstanden, die nun so knapp hintereinander auf den Markt kommen? Die Inspiration zu dem Thriller kam Prammer, als sie im Internet auf einen „TED Talk“ stieß, in dem es genau darum ging, nämlich wie unverlässlich unsere Erinnerungen sind und wie leicht sie sich verändern lassen. TED ist eine Plattform, auf der wissenschaftliche Forschungsergebnisse in leicht verständlicher Form präsentiert werden. Dann hat sie viel recherchiert. Und immer neue Erkenntnisse gewonnen. Aber sie hat nicht durchgängig an diesem Projekt gearbeitet. Es kam die erste Geschichte um die Schauspielschülerin und den Privatdetektiv, „Lockvogel“, dazwischen. Dieser Krimi war sehr erfolgreich, klar, dass es eine Fortsetzung gibt.

Theresa Prammer weiß, worüber sie schreibt. Sie selbst ist Schauspielerin und Regisseurin und kennt die Theaterwelt. Die Schauspielschule aber war für sie eine besonders tiefe Erfahrung. Schon mit 16 Jahren wollte sie diesen Weg einschlagen und hat sich bei Elfriede Ott am Konservatorium beworben. Ott war von ihr überzeugt, meinte aber, sie soll doch zuerst die Schule beenden. Im Schulsystem aber hat sich Prammer immer verloren gefühlt und hat schließlich den ursprünglichen Plan wieder aufgegriffen, Schauspielerin zu werden. Sie besuchte die private Schauspielschule Kraus und hatte endlich das Gefühl, angekommen zu sein. „Ich habe die Schauspielschule geliebt. Darum war das ein Wunsch von mir, dass ich diese Zeit wiederaufleben lasse. Das mache ich durch die Toni.“

Das Schreiben aber hat Prammer inzwischen so in seinen Bann geschlagen, dass sie das Theater fast aufgegeben hat. Sie spielt nur mehr bei den Komödienspielen Neulengbach, die sie mit ihrem Mann, dem Schauspieler Josef Prammer, seit 2006 leitet. Wieder ist es diese Einsicht, dass sie nicht zwei Dinge machen könne, sich auf eine Sache konzentrieren müsse, weil sonst beides leide, nichts richtig ist.

Wie man einen Krimi schreibt

Beim Krimi-Schreiben gibt es im Wesentlichen zwei Macharten, die bei Autoren verbreitet sind. Die einen denken sich ein Verbrechen aus, erfinden die wichtigen Figuren und schreiben dann eher intuitiv. Und es gibt jene, die im Vorfeld alles genau planen und den Inhalt festlegen, sodass sie dann den Text nur noch in das Gerüst einhängen müssen. Theresa Prammer hat es zu Beginn so gemacht. Inzwischen aber geht sie ganz anders heran. Ihre Bücher werden in den „Morgenseiten“ entworfen. Es ist ein Schreiben über das Schreiben, handschriftlich, ungeordnet. Prammer denkt über die handelnden Personen nach, ihre Motive, Ängste, Schwächen. Das macht sie etwa eine halbe Stunde lang, bevor sie sich hinsetzt und am Computer an dem Text weiterschreibt.

Diese Methode hat sie nicht selbst entwickelt. Vielmehr geht sie auf das Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron zurück. Cameron hat selbst Filme gemacht, aber auch Bücher und Theaterstücke geschrieben. Berühmt ist sie für dieses Buch, in dem sie Anleitungen gibt, wie Menschen den Zugang zu ihrer eigenen Kreativität finden oder wiederfinden. Es ist ein spirituelles Buch. Ist Prammer denn esoterisch veranlagt oder religiös? Nein, das ist sie nicht. „Aber selbst wenn man mit Esoterik nichts anfangen kann, ist dieses Buch ein toller Impulsgeber.“ Das wird sie dann auch für den dritten Band um Lorenz und Brehm wieder heranziehen, der gerade im Entstehen ist.

Zur Person

Theresa Prammer (geb. 1974), arbeitet
nach Engagements als Schauspielerin, unter anderem am Burgtheater, mittlerweile als Regisseurin bei den Komödienspielen Neulengbach. Sie schreibt Krimis und Familienromane. Ende August ist der zweite Band
der Reihe um einen Privatdetektiv und eine Schauspielschülerin, „Schattenriss“, bei Haymon erschienen, jetzt folgt ein Thriller.

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