Hamas und Ukraine

Wie ein „Weltkrieg“ auf Tiktok tobt

Selfie mit Katze vor der mit Panzern gesicherten Grenze zwischen Israel und dem Libanon
Selfie mit Katze vor der mit Panzern gesicherten Grenze zwischen Israel und dem LibanonAFP/Mahmoud Zayyat
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Der Online-Diskurs über den Israel-Hamas-Krieg ist geprägt von extremen Meinungen und einem Informationskrieg in den sozialen Netzwerken. Was haben die Algorithmen von Tiktok und Co. damit zu tun? Und ist dieses Stimmungsbild auf die Gesellschaft umlegbar?

„Eine Aufnahme, kein Schnitt“, beteuert ein israelischer Armeesprecher draußen vor dem Schifa-Krankenhaus in Gaza in einem an die Online-Öffentlichkeit gerichteten Video. Die Kamera folgt dem Soldaten auf eine Tour durch das Krankenhaus, die etwa mit Bildern von Waffen im MRT-Raum belegen soll, dass die Terrororganisation Hamas einen Schutzort für Kranke und Verletzte militärisch nutzt. Ins Netz gestellte Videos, die Verbrechen des Gegners beweisen sollen, sind Kampfmittel in einem Weltkrieg im Internet, einem „world war online”. So nennen Autoren der „New York Times“ die aktuelle Lage in den sozialen Medien, deren Feeds wesentlich vom Krieg zwischen dem Staat Israel und der Terrororganisation Hamas und dem damit einhergehenden Kampf um die Deutungshoheit der Ereignisse bestimmt sind. Ein banaler Selbstversuch zeigt: Wer sich online über das Kriegsgeschehen informiert, der landet schnell bei Grausamkeiten in Form von brutalen Bildern, algorithmisch gepushter Propaganda und vor allem bei zahlreichen Hasskommentaren. Ein Blick in die Kommentarspalten offenbart selbst unter nüchternen Infografiken oder journalistischen Recherchen häufig unverblümten Antisemitismus und Rassismus.

Diesen Eindruck scheinen erste Zahlen zu untermauern. Allein auf der Videoplattform YouTube zählten Wissenschaftler des Institute for Strategic Dialogue (ISD) nur wenige Wochen nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober fünfzig Mal mehr antisemitische Kommentare unter Inhalten zum Nahostkonflikt als zuvor. In Europa und den USA häufen sich auch abseits von Social Media antisemitische und islamfeindliche Ressentiments und Zwischenfälle. Wie repräsentativ ist das Klima in den sozialen Medien und in ihren Kommentarspalten für den gesellschaftlichen Diskurs über den aktuellen Nahostkrieg? 

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