Am Herd

Lichterketten sind auch nur schwarze Schnüre

Ich glaube, wenn Menschen den Herbst loben, meinen sie Bäume, durch deren rot leuchtendes Blätterdach die Sonne bricht, und nicht nasses Laub, das den Rinnstein verstopft.

An dem Tag, über den ich schreibe, hat es geregnet. Und in der Nacht davor hat es offenbar gestürmt. Als ich durch den noch geschlossenen Christkindlmarkt ging, lagen die kleinen Ziertannen samt ihren roten Töpfen kreuz und quer auf dem Pflaster verstreut. Die Läden waren verrammelt, hin und wieder hing eine grüne Plane über einem Stand. „Zauberstäbe“, stand auf einem Schild. Was die wohl verkaufen? „Tiroler Hütte“ stand auf einem anderen, das war schon klarer. Noch deutlicher: „Kaiserschmarren“. Aber niemand kochte. Keine Christbaumkugel glitzerte, kein Punsch wurde ausgeschenkt, und niemand konnte Wollfäustlinge kaufen.

Wenig ist trister als ein geschlossener Christkindlmarkt bei Regen. Auf einem Tisch stand ein vergessener Aschenbecher, randvoll mit Wasser und durchweichten Kippen. Und das bisschen Deko machte die Sache noch schlimmer: Lichterketten, die nicht leuchten, sind eigentlich nur schwarze Plastikschnüre. Das Freundlichste waren noch die kümmerlichen Moose, die in den Ritzen der Pflastersteine wuchsen.

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