Kultur in Wien

Ein Viertel der Floridsdorfer und Donaustädter besucht nie Kulturveranstaltungen

Die „lokale kulturelle Nahversorgung“ - wie hier beim Kultursommer Wien im Floridsdorfer Mühlschüttelpark - soll künftig noch weiter ausgebaut werden, kündigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler an.
Die „lokale kulturelle Nahversorgung“ - wie hier beim Kultursommer Wien im Floridsdorfer Mühlschüttelpark - soll künftig noch weiter ausgebaut werden, kündigte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler an. Judith Stehlik
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Wie oft die Wiener in Konzerte, Ausstellungen oder ins Kino gehen, ist auch eine Frage des Bezirks: Die Bewohner der Flächenbezirke Transdanubiens fallen in einer aktuellen Sora-Umfrage besonders auf. Die Kulturstadträtin will künftig Hürden abbauen.

Wo ist das Publikum? Und: Wo ist das Nicht-Publikum? Fragen, die in der Kulturbranche nicht erst seit der Corona-Pandemie gestellt werden. Das Forschungsinstitut Sora hat sich damit schon mehrmals befasst, im Auftrag der Stadt Wien erhob es nun im Rahmen einer repräsentativen Umfrage den Kulturkonsum der Wienerinnen und Wiener. Unterschiede in der Frage, wie und wie oft die Befragten Kulturangebote nutzen, ließen sich dabei nicht nur im Zusammenhang mit dem Bildungs- und Einkommensniveau festmachen. Auch mit dem Wohnbezirk hängt es zusammen.

So besuchten fast vier von zehn Befragten aus den Inneren Bezirken (1-9) im vergangenen Jahr öfter als zehnmal eine Kulturveranstaltung (etwa Kino, Ausstellungen, Theater, Oper, Festivals, etc.) und zählen damit zu den häufigen Besuchern. In den Bezirken 10 bis 20 sowie 23 lag der Anteil bei rund einem Viertel der Befragten, in den Flächenbezirken nördlich der Donau, Floridsdorf (21) und Donaustadt (22), bei nur rund einem Sechstel: Nur 16 Prozent der befragten Bewohner waren demnach häufige Kulturbesucher. 25 Prozent von ihnen waren im vergangenen Jahr hingegen auf keiner einzigen Kulturveranstaltung. Sie zählen zum sogenannten Nicht-Publikum, dessen Anteil im Wiener Schnitt bei 17 Prozent liegt.

Unterschiede zeigten sich auch entlang sozioökonomischer Merkmale, etwa dem höchsten formalen Bildungsabschluss: Während 34 Prozent der Befragten mit Matura häufig Kulturevents besuchten, taten dies nur 21 Prozent der Befragten ohne Matura. Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Frage der finanziellen Sicherheit: Unter den Wienern, die nach eigenen Angaben gut oder einigermaßen mit ihrem Einkommen auskommen, liegt der Anteil der häufigen Besucher bei 30 Prozent; unter jenen, die nur knapp oder gar nicht auskommen, bei immerhin 21 Prozent. Der Anteil des Nicht-Publikums ist in diesen Bevölkerungsgruppen ungleich höher.

Neue Wiener Kulturstrategie sieht mehr Gratis-Angebote vor

Für die Befragung wurden 1005 Personen ab 15 Jahren telefonisch und online interviewt. Für die Stadt Wien ist die Erhebung Teil des Projekts „Kulturstrategie 2030“, das Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Montag präsentierte: In Gesprächen, Konferenzen und Workshops mit Experten und unter Einbindung vieler Institutionen ließ die Stadträtin jene Themen erarbeiten, die für die künftige kulturpolitische Ausrichtung einer stark wachsenden Stadt wichtig seien. Acht „Handlungsfelder“ wurden dabei als Grundlage für die Kulturpolitik definiert, darunter Leistbarkeit, Diversität, Klimaverträglichkeit, Fair Pay. „Kulturpolitik wird oft nur dann transportiert, wenn es um Personalbesetzungen geht. Dabei ist das nur ein kleiner Teil meines Jobs“, sagte Kaup-Hasler bei der Präsentation. Vielmehr sei sie beschäftigt damit, hinzuhören und zu analysieren, welche Anliegen in der Kulturszene der „common ground“ seien.

Von den acht Handlungsfeldern hat eines die höchste Priorität für die Wiener Bevölkerung, wie die Sora-Befragung ergab: die Leistbarkeit von Kultur. Ein Hauptziel im Strategiepapier ist daher, das kostenlose Kulturangebot und auch die lokale kulturelle Nahversorgung auszubauen. „Wir können nicht alles gratis machen“, räumte Kaup-Hasler ein, verwies aber auf das neue Wien Museum als Best-Practice-Beispiel: Das Haus wird ab der Neueröffnung im Dezember bei freiem Eintritt (für die Dauerausstellung) zu besuchen sein.

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