Würden Sie Johnny Depp als selbstzerstörerisch einschätzen, Herr Wallis?

Nick Wallis, Autor eines Bestsellers über Johnny Depp und Amber Heard.
Nick Wallis, Autor eines Bestsellers über Johnny Depp und Amber Heard.Barbara Gasser
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Was als Romanze begann, endete im toxischen Chaos, sagt Nick Wallis, der einen Bestseller über Johnny Depp und Amber Heard verfasst hat. Was Wahrheit ist, was es zum Vermögen von Depp zu sagen gibt - und wer die besten Karten für einen fetten Vertrag in Hollywood hat, erzählt Wallis im Interview mit der „Presse“.

Die Presse: Obwohl der Prozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard vorbei ist, haben Sie trotzdem nach Prozessende Ihr Buch „Depp v Heard: The Unreal Story“ geschrieben. Gibt es vielleicht etwas, das doch nicht abgeschlossen ist?

Nick Wallis: Beide Prozesse, den im Vereinigten Königreich und den in Virginia, verfolgte ich im ­Gerichtssaal. Die Informationsflut war zu groß, um sie in kurzer Zeit zu verarbeiten. Der Prozess förderte unterschiedliche Versionen von Wahrheit zu Tage. Mein Buch gibt Aufschluss, wer was wann wusste und was zwischen dem Paar während ihrer Beziehung und dem Rechtsstreit vorgefallen sein könnte. Ich habe versucht, einen roten Faden zu finden, von dem aus ich sagen könnte: Das ist eine unumstößliche Tatsache oder der Punkt, an dem beide Geschichten stark voneinander abweichen. Das Außergewöhnliche an der Causa ist, dass es sich im Wesentlichen um den gleichen Fall in zwei verschiedenen Gerichtsbarkeiten handelt, und es wurden nicht die gleichen Beweismaterialien vorgelegt. Darüber hinaus offenbart der Prozess das Verhältnis zwischen Promi-Kultur und unserer Gesellschaft – was leiten wir von Gerichtsurteilen ab und welche Nachwehen haben sie Jahre später, wenn die Protagonisten längst nicht mehr streiten.

Sie sprechen von Protagonisten, und in diesem Fall haben wir es tatsächlich mit zwei Schauspielern zu tun, deren Job es ist, eine bestimmte Rolle zu verkörpern. Was haben Sie über ihre Leistungen im Verlauf der Prozesse herausgefunden?

Ohne Charisma wird man in Hollywood nicht zum Star. Beide Schauspieler sind magnetische Persönlichkeiten und demonstrierten, wie man einen Raum füllt.

Wie schwierig war es, als Journalist nicht Partei zu ergreifen?

In erster Linie ging es darum, Richter und Geschworene von der eigenen Version zu überzeugen. Jedes Mal, wenn man denkt: „Ja, vielleicht ist das ja das, was tatsächlich passiert ist“, gibt es eine kontrafaktische Situation mit Beweisen oder Zeugenaussagen.

Wie schwierig ist die Wahrheitsfindung?

Sehr schwierig, aber eben die Aufgabe von Journalisten. Man muss bedenken: Erlebtes wiederzugeben, basiert auf Emotionen; und das Abrufen aus der Erinnerung verzerrt das Verständnis der sachlichen Grundlage. Überzeugende Schilderung kann von Fakten vor Ort abweichen. Britische Gerichte versuchen zu verstehen, dass wir als Gesellschaft in einer mündlichen Tradition leben, und es gibt keinen Ersatz für ein unter Eid stattfindendes Kreuzverhör.

Im Lauf des Prozesses kamen haarsträubende Details aus dem Privatleben ans Tageslicht. Welche Erkenntnis haben Sie von den beiden gewonnen?

Fäkalien, Blut, Vandalismus, sexuelle Übergriffe – es kam alles vor. Da waren Menschen, die keine gute Zeit hatten. Der Prozess offenbarte darüber hinaus die Auswirkungen kindlicher Traumata, die beide durchgemacht hatten. Und er zeigte, wie Ereignisse in der Kindheit Verhalten, Reaktion auf Menschen und Situationen im weiteren Verlauf des Lebens beeinflussen. Was als schöne Romanze begann, wurde zum toxischen Chaos. Sie wurden zu gefangenen Individuen.

Würden Sie Johnny Depp als selbstzerstörerisch oder zerstörerisch einschätzen?

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