Kirche

Kirchen-Alarm: Wiens Evangelische könnten nicht einmal mehr das Stadion füllen

Das Wiener Ernst Happel Stadion war erst am Dienstag im Freundschaftsspiel gegen Deutschland mit 48.000 Zusehern ausverkauft.
Das Wiener Ernst Happel Stadion war erst am Dienstag im Freundschaftsspiel gegen Deutschland mit 48.000 Zusehern ausverkauft. GEPA pictures/ Walter Luger
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Der evangelische Kirchenchef Wiens Matthias Geist fordert radikales Handeln. Grund: Es gibt nur noch knapp 40.000 Evangelische in Wien. Das ist weniger als im Ernst Happel Stadion erst zuletzt den 2:0-Sieg Österreichs gegen Deutschland gefeiert haben.

Der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist plädiert dafür, „klar und radikal zu denken und zu handeln“. Angesichts großer Herausforderungen wie steigender Kosten durch Inflation, sinkender Mitgliederzahlen und weniger Kirchenbeiträge dürfe man sich nicht mit kleinen Adaptierungen zufriedengeben, so der Leiter der Wiener evangelischen Diözese.

Trotzdem sehe er in der Zukunft ein fluides „lebendiges evangelisches Wien“, sagte der Superintendent laut evangelischem Pressedienst epdÖ bei der Wiener Superintendentialversammlung. Demnach stand eine ehrliche Bestandsaufnahme, Zielformulierungen sowie ein Plädoyer für Umbau und Aufbruch im Mittelpunkt der Versammlung, an der rund 80 Delegierte aus den verschiedenen Arbeitsbereichen und 21 Pfarrgemeinden der Evangelischen Kirche A.B. in Wien zusammengekommen waren.

Manche kirchliche Strukturen seien überholt: „Es gab eine Zeit, zu der 116.000 Wienerinnen und Wiener evangelisch waren - mit neun Gemeinden“, erinnerte Geist. „Heute haben wir knapp 40.000 Evangelische in Wien in 21 Gemeinden.“

Jugendlichen öffnen

Deutlich sprach sich Geist für schlankere Organisationsstrukturen aus, gleichzeitig müsse sich die Kirche „mutig zur jüngeren Generation ausrichten“. „Damit wir am selben Ziel auch strukturiert, solide und ohne Turbulenzen arbeiten können, müssen wir ab sofort noch mehr von allen unnötigen Reibungsverlusten Abstand nehmen“, befand der Wiener Superintendent.

Auf allen Ebenen scheine das Wissen um den „Leib Christi, der viele Teile hat, die aufeinander abgestimmt sein müssen und ohne einander nichts sind“, immer mehr zu fehlen. „Das stimmt mich sehr nachdenklich“. Ziel in den kommenden Jahren müsse es sein, junge Menschen besser anzusprechen, etwa durch regionale Modelle der Konfirmandenarbeit.

»„Lebendig, ehrlich, zeitgemäß und lebensnahe“«

Matthias Geist

Wiens evangelischer Superintendent

Außerdem müssten haupt-, neben- und ehrenamtliches Engagement auch weiter von den Kerngemeinden weg etabliert werden, etwa in „Segensräumen“, bei „Pop-up-Events“ und Seelsorge-Modellen an anderen Orten. Oberstes Ziel müsse es sein, als evangelische Gemeinschaft auf die Menschen zugehen, so Geist: „lebendig, ehrlich, zeitgemäß und lebensnahe“.

Bischof Chalupka: Licht nicht unter Scheffel stellen

Aufbruch und Umbau seien jetzt nötig, erklärte auch der evangelische Bischof Michael Chalupka in einer Grußbotschaft an die Delegierten. Er wolle allen danken, die durch ihren Kirchenbeitrag kirchliche Arbeit möglich machten, ebenso wie den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden. Trotz aller Sorge um die Kirche gelte es, „mutig evangelisch zu sein“, so der Bischof. Dabei komme es nicht auf die zahlenmäßige Größe an. „Wir sind eine lebendige Kirche. Stellen wir unser Licht nicht unter den Scheffel“, plädierte er. „Lassen Sie uns mutige Schritte wagen“, so der Bischof. (Kathpress)

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