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Michael Caine tritt ab: Die besten Filme der Schauspiellegende zum Streamen

Nicht bloß ein Butler: Michael Caine als Alfred in „Batman Begins“.
Nicht bloß ein Butler: Michael Caine als Alfred in „Batman Begins“. Warner Bros.
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In den 1960ern war im europäischen Kino niemand cooler als er. Er verkörperte stets besten Stil – und setzte dabei auch andere in Szene. Der Brite Michael Caine, der nun mit seinem letzten Film den Ruhestand antritt, spielte in über 160 Filmen. Das sind ein paar seiner besten Rollen.

The Italian Job

von Peter Collinson, 1969
Zu sehen auf Paramount+

Michael Caine in „Charlie staubt Millionen ab“ (im Original: „The Italian Job“).
Michael Caine in „Charlie staubt Millionen ab“ (im Original: „The Italian Job“).Paramount Pictures

Dieses Jahr ist er 90-jährig in Rente gegangen, soeben kam mit „In voller Blüte“ sein letzter Film ins Kino. Ein guter Grund, zurück zu schauen: Denn niemand war im europäischen Kino der späten 1960er cooler als Michael Caine, und nirgendwo war Caine cooler als in „Charlie staubt Millionen ab“ (im Original: „The Italian Job“, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Remake von 2003): Als Mastermind eines spektakulären Bankraubs britischer Gangster in Rom konnte der durch Filme wie „Zulu“ und „Alfie“ zum Star avancierte hochgewachsene Blondschopf seinen lässigen Charme zur Geltung bringen. Charlie Croker heißt dieser Meisterganove, wie Caine selbst spricht er im Cockney-Slang der Londoner Arbeiterklasse und auch sonst gibt es jede Menge Parallelen zwischen Schauspieler und Rolle: Beide sind sie Jungs von der Straße, die scheinbar mühelos die große Welt erobern, von Frauen umschwärmt, von Männern beneidet. Ein leises, durchaus ein wenig arrogantes Lächeln umspielt gelegentlich Charlies Lippen, wenn er die rasante Hetzjagd orchestriert, die in einer legendären Autoverfolgungsjagd durch die engen Straßen Roms ihren Höhepunkt findet: Hier ist einer, der nichts zu verlieren hat und der deshalb seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus ist.

Morgen ist ein neuer Tag

von Otto Preminger, 1967
Zu sehen auf Sky

Ein Film aus Caines Frühwerk, der die Wiederentdeckung lohnt: Im Antirassismusdrama „Morgen ist ein neuer Tag“ („Hurry Sundown“) verschlägt es den Briten in die US-Südstaaten. Er spielt Henry Warren, einen Emporkömmling, der in eine reiche Familie eingeheiratet hat und mithilfe eines schäbigen Immobiliendeals noch gründlicher abkassieren will. Seine Geschäftemacherei geht auf Kosten einer schwarzen Familie, der er Grund und Boden wegzunehmen versucht. Mit den ordinären Rassisten, die ihm dabei helfen, hat Warren auf den ersten Blick wenig gemeinsam; gerade seine natürliche Eleganz macht ihn so gefährlich – auch für seine Frau (Jane Fonda), die er in einer denkwürdigen Szene mit seinem Saxophonspiel verführt.

Hannah und ihre Schwestern

von Woody Allen, 1986
Zu sehen auf Amazon Prime Video

Zwei Oscars hat Caine gewonnen – beide als bester Nebendarsteller. Tatsächlich ist der Schauspieler als Teil eines Ensembles oft noch besser als als Hauptattraktion. Kaum jemand versteht es so gut wie er, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitakteure in Szene zu setzen. Zum Beispiel in seiner ersten Oscar-Performance in Woody Allens „Hannah und ihre Schwestern“. Einen waschechten New Yorker Intellektuellen spielt er hier, und es ist die eheliche Untreue dieses passionierten Strickjackenträgers, die dem Charakterdrama die entscheidende Wendung gibt. Er beginnt eine Affäre mit der Schwester seiner Frau, und plötzlich sehen wir den sonst so souveränen Caine hilflos seinen eigenen Gefühlen ausgeliefert.

Miss Undercover

von Donald Petrie, 2000
Zu sehen auf Netflix

Komödiantisches Talent hatte Caine von Anfang an, sein volles humoristisches Potential spielt er aber erst im fortgeschrittenen Alter aus, wenn sein jugendlich-fescher Look einer Distinguiertheit weicht, die Fallhöhe erzeugt. In „Miss Undercover“ verkörpert er perfekten Stil nicht länger nur selbst, sondern bringt ihn auch anderen bei. Genauer gesagt Sandra Bullock, die er von der tollpatschigen FBI-Agentin für einen Undercover-Einsatz zur Schönheitskönigin ummodeln soll. Wenn er Bullock darin unterrichtet, unfallfrei über den Laufsteg zu gleiten oder beim Dinner zur korrekten Gabel zu greifen, beginnt man zu erahnen, wie viel harte Arbeit in Caines eigenen, mühelos anmutenden Performances steckt.

Batman Begins

von Christopher Nolan, 2005
zu sehen auf Netflix

Otto Preminger, Brian de Palma, Alfonso Cuarón usw: Mit mehreren Generationen von Meisterregisseuren hat Caine im Laufe seiner langen Karriere zusammengearbeitet. Die fruchtbarste Kollaboration jedoch begann erst spät in seiner Karriere: In acht Filmen stand Caine zwischen 2005 und 2020 für seinen Landsmann Christopher Nolan vor der Kamera. Den Anfang machte „Batman Begins“, die erste von drei Comicverfilmungen, in denen er als Alfred Pennyworth der ikonischen Superheldenfledermaus assistiert. Caine ist nicht nur Butler, sondern auch moralisches Gewissen und Ersatzvater des von Christian Bale, einem weiteren Briten, verkörperten Batman. Ein Anker der gutmütigen, selbstsicheren Gelassenheit, an dem sich der im Chaos der ihn umgebenden Welt zu versinken drohende Superheld in seinen dunkelsten Stunden festzuhalten vermag. Mehr tiefenentspannte Erhabenheit war nie im amerikanischen Blockbusterspektakel. Mit Caine verliert das Kino einen seiner letzten Alleskönner, einen, den die Kameras in mehr als 160 Filmen stets fast ein bisschen mehr liebten als all die anderen. Den geruhsamen Lebensabend mit seiner Frau Shakira, mit der er seit 50 Jahren zusammenlebt, hat er sich redlich verdient.

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