Ein Kultfilm wird 20

„Tatsächlich… Liebe“: Was wir an diesem Film lieben – und was nicht

Der Premierminister und die Frau, die ihm Tee bringt: Die Beziehung zwischen David (Hugh Grant) und Natalie (Martine McCutcheon) gibt Anlass zum Schmachten und Schimpfen.
Der Premierminister und die Frau, die ihm Tee bringt: Die Beziehung zwischen David (Hugh Grant) und Natalie (Martine McCutcheon) gibt Anlass zum Schmachten und Schimpfen. Universal Studios
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Vor 20 Jahren kam „Love Actually“ in die Kinos und ist seitdem ein Dauerbrenner im Weihnachtsfernsehen. „Presse“-Redakteure über ihre Lieblingsszenen – und den schalen Beigeschmack, der sich zunehmend hineinmischt. 

Zugegeben: Die „Presse“-Redaktion hätte damals wohl nicht gedacht, dass über diesen Film dereinst noch so viel geschrieben werden würde. In nur zwei kurzen Spalten widmete sich das Feuilleton im November 2003 „Tatsächlich… Liebe“. Von „viel Weihnachts-Flitter“ war in der Kritik zu lesen, von einem peinlichen Hugh Grant als tanzendem Premierminister und von einem Feel-Good-Film nach bewährtem Hollywood-Schema: „Zum Glück ist das Tempo so rasant und das Ensemble so erlesen – bis in die Nebenrollen (Rowan Atkinson) –, dass der Zuseher nicht allzu sehr leidet und gelegentlich auch herzlich lacht.“

20 Jahre später ist Richard Curtis‘ Ensemble-Romanze, in dem es vor britischer Schauspielstars nur so wimmelt, ein Weihnachts-Dauerbrenner. Anlässlich des Jubiläums kommt er ab Dezember auch wieder in einige Kinos, restauriert in 4K-Auflösung. Als wäre er je weg gewesen: In Advent-Vorstellungen sprachen Fans auch in den letzten Jahren regelmäßig jede Zeile mit. Für so manche Familie gehört er zur Festtagstradition wie das „Stille Nacht“ zum Heiligabend. Und während „Tatsächlich… Liebe“ (im Original: „Love Actually“) von vielen Fans nostalgische Verehrung dargebracht wird, schlägt dem Film weiterhin auch – mitunter heftige – Kritik entgegen.

Was ist es, das in diesen 135 Minuten derart berührt, empört, tröstet, zum Lachen bringt, zum Weinen, zum Schwärmen und Analysieren verleitet? Von Emma Thompsons Schluchzen über den unscheinbaren Flirt zwischen zwei Porno-Doubles bis zur feministischen Abrechnung: (Ehemalige) Fans aus der „Presse“-Redaktion erzählen, was sie mit dem Film verbinden.

Ohne „Tatsächlich … Liebe“ gibt es kein Weihnachten

von Markku Datler

Ohne diesen Film gibt es seit über einem Jahrzehnt schlicht kein Weihnachten. Dem gemeinsam geschmückten Baum folgen am Tag vor der Bescherung spätabends Momente der Einhalt, des zweisamen Mitsprechens einzelner Textpassagen und Lachens auf der Couch. Dass daheim auch Tränen kullern, macht dieses Film-Ritual umso emotionaler.

Natürlich, the English Version ist traumhafte Pflicht. Wer Love Actually schon als Single geliebt hat, versteht als fürsorglicher Familienmensch das kleine Mädchen umso besser und ihren Stolz auf die Rolle im „school nativity play“ sicher anders, aber umso intensiver. Die Reaktion der Mutter (Emma Thompson) darauf ist großartig: „First Lobster? There was more than one Lobster present at the birth of Jesus?“

Liam Neeson als trauriger Witwer Daniel, Thomas Sangster als dessen unsterblich verliebter Stiefsohn Sam.
Liam Neeson als trauriger Witwer Daniel, Thomas Sangster als dessen unsterblich verliebter Stiefsohn Sam. Universal Studios

Liebe, Zukunft, Alltag, Träume und Erfüllung sowie Kindererziehung – es wird jede Nuance unseres Lebens fürwahr liebenswert berührt. Die Jagd nach verloren Geglaubten (Hugh Grant klappert als Prime Minister auf der Suche nach seiner Liebe „the dodgy end of Wandsworth“ ab). Oder, die späte Erkenntnis, die Altrocker Billy Mack (Bill Nighy) ereilt im Erfolgscomeback mit seinem Manager: „And I realized that, as dire chance and fateful cockup would have it, here I am, mid-50s, and without knowing it I‘ve gone and spent most of my adult life with a chubby employee. And much as it grieves me to say it, might be that the people I love is, in fact you.“

Liebe ist überall, da gibt es gar keinen Zweifel. Sogar im Nebenzimmer am Wiener Arbeitsplatz. Dazu passt auch die Musik: „God only knows“ der Beach-Boys reicht allerdings über X-Mas hinaus … (Markku Datler)

Das Frauenbild? Problematisch. Das Männerbild übrigens auch

von Heide Rampetzreiter

Auf keinen meiner Artikel bin ich öfter angesprochen worden als auf die Zusammenfassung feministischer Kritik an „Love Actually“. Was einerseits zeigt, wie sehr der Film geliebt wird, und andererseits, dass es immer noch oft einen Anstupser braucht, um ein problematisches Frauenbild als solches wahrzunehmen. Wie der Film die Frauenfiguren darstellt, ist höchst hinterfragenswert. Der Blick auf sie ist dezidiert männlich, das betrifft sowohl Drehbuch und Regie (Richard Curtis) als auch die Kamera (Michael Coulter). Ständig werden Körper kommentiert, übrigens auch bei den Männern (besonders oft bei Billy Mackund dessen Manager Joe). Im Film findet sich auch genug toxische Männlichkeit, etwa bei dem frisch verwitweten Daniel (Liam Neeson), dem geraten wird, nicht „rumzuheulen ohne Ende“. Darf man einen Film, der so veraltet ist, lieben? Sicher, lautet natürlich die Antwort. Man könnte „Love Actually“ aber heuer im Archiv lassen. Und stattdessen eine neue Tradition mit einem neuen, besseren Film beginnen.

Ich kann den Film nicht mehr so sehen wie früher

von Bernadette Bayrhammer

Lange Zeit war der Film ein Garant für anderthalb herzerwärmende Stunden, ein paar Tränchen inklusive: So schön, witzig, rührend! Vor allem diese Szene, in der Mark der Frau seines besten Freundes die als Sternsinger getarnte Liebeserklärung macht: schmelz! Viel darüber nachgedacht, nach welchem Muster dieser Film gestrickt ist, haben wohl die meisten nicht: wie jede andere Schnulze halt. Dass es eine öffentliche Debatte über Sexismus und Geschlechterklischees brauchte, um die picksüße Oberfläche zu durchdringen, ist fast ein bisschen peinlich – mit Arielle, dem Lieblingsdisneyfilm meiner Kindheit, ging’s mir übrigens ähnlich: eine Frau, die sich komplett aufgibt für einen Mann?! Weder den einen noch den anderen Film kann ich seither mit dem einstigen unschuldig-naiven Blick anschauen. Irgendwie schade. Aber dann lieber gleich gar nicht. 

Eine Szene, die immer wieder gern nachgespielt wurde: Mark (Andrew Lincoln) macht der verheirateten Juliet (Keira Knightley) eine stumme Liebeserklärung.
Eine Szene, die immer wieder gern nachgespielt wurde: Mark (Andrew Lincoln) macht der verheirateten Juliet (Keira Knightley) eine stumme Liebeserklärung. Universal Studios

Als Joni Mitchell sang, zerbrach die Ehe

von Friederike Leibl

Sein Geschenk sei „etwas speziell“, sagt Harry (Alan Rickman), als seine Frau Karen (Emma Thompson) das Weihnachtspäckchen in atemloser Freude aufreißt. Er gefällt sich in seiner Großzügigkeit. Karen erstarrt: Es ist eine CD von Joni Mitchell, nicht die Goldkette mit Herzanhänger, die in seiner Jackentasche versteckt war. „Für deine weitere emotionale Bildung“, sagt er noch. Die Minuten, die folgen, gehören zu den besten Filmmomenten Thompsons. Sie begreift, sie zerbricht und fängt sich gleichzeitig, ihre Blicke streifen die Fotos ihrer Familie im Schlafzimmer, in das sie sich geflüchtet hat, dazu singt Joni Mitchell: „I have looked at love from both sides now.“ Ein intensives Lied, mit der Erkenntnis: „Ich verstehe die Liebe nicht, ich verstehe das Leben nicht“. Karen erzwingt ihre Beherrschung zurück, sie wischt sich die Tränen aus ihrem Gesicht und streicht mechanisch die Bettdecke des Ehebetts glatt. Die Show muss weitergehen.

Der großartige Alan Rickman lebt nicht mehr. Man spürt die Pein des Altwerdens, gelindert durch die Versuchungen der Jugend. Endlich ertappt tut er sich selber leid: „Was für ein Idiot bin ich gewesen“, lamentiert er. Karen erwidert: „Du hast auch aus mir eine Idiotin gemacht.“ Man ahnt, wie es weitergeht. Sie bleiben zusammen, aber der Bruch ist da und der Schmerz wird ihr Begleiter.

Unglücklich verheiratet: Emma Thompson als Karen, Alan Rickman als Harry.
Unglücklich verheiratet: Emma Thompson als Karen, Alan Rickman als Harry.Universal Studios

Fröhliches Bodyshaming: „Gott, du wiegst viel“

von Lucija Vukman

Jedes Jahr schaue ich „Tatsächlich… Liebe“. Ich habe diesen Film schon als Kind geliebt. Die DVD habe ich bis heute, obwohl der DVD-Player längst eingegangen ist. Jedes Jahr freue ich mich, den Film in der Weihnachtszeit zu sehen – aber jedes Jahr ein bisschen weniger. Denn je älter ich werde, desto mehr fällt mir die berechtigte Kritik am Film auf: Es herrscht kaum Diversität in dem Film, Frauen werden als Objekte dargestellt, die von Männern erobert werden und Körper außerhalb der Norm werden beschämt.

Wenn du in den 2000ern aufwächst und Natalie, die Tea-Lady des Premierministers, erzählt, dass sie wegen ihrer „Oberschenkel in der Größe dicker Baumstämme“ verlassen wurde, denkst du dir nicht viel dabei. Auch nicht, wenn Aurelias Schwester Sofia von dem eigenen Vater als „Miss Dunkin Donuts 2003“ betitelt wird. Wie auch? Ich bin groß geworden in einer Welt von Size Zero und Heroin Chic. Selbst am Ende des Films, als Natalie am Flughafen dem Premierminister David in die Arme läuft, ist das erste, was er zu ihr sagt: „Gott, du wiegst viel.“ Nicht nur, dass diese Kommentare in den meisten Fällen völlig deplatziert sind, sie sind auch oft das einzige, was wir über die Charaktere erfahren.

20 Jahre später, ist die Welt eine andere – und das spiegelt sich natürlich auch in der Popkultur wider. Doch die Konsequenzen damals verbreiteter Schönheitsideale leben bis heute in den Köpfen vieler weiter. Es wird hoffentlich keine 20 Jahre mehr dauern, zu verlernen, dass die Körper anderer nicht einfach so zu kommentieren sind.

Bill Nighy gibt das Klischee des abgehalfterten, Unflätigkeiten absondernden Rockers, der mit einem Weihnachtshit noch einmal abcashen will.
Bill Nighy gibt das Klischee des abgehalfterten, Unflätigkeiten absondernden Rockers, der mit einem Weihnachtshit noch einmal abcashen will. Universal Studios

Auf Augenhöhe sind hier nur die Porno-Doubles

von Eva Dinnewitzer

Von neun Handlungssträngen vermittelt quasi jeder eine fragwürdige Botschaft in Sachen Beziehung. Eine aber scheint recht unverfänglich und echt. Sie ist die wohl unscheinbarste Romanze des Streifens: die Beziehung von Judy und John (der sich aber Jack nennt). Die beiden lernen sich am Set eines Pornos kennen, mimen als Körperdoubles Intimitäten. Schwer nachvollziehbar für eine Siebenjährige (weil sie nicht wirklich Sex haben) und peinlich (weil sie trotzdem so tun als ob und freilich gemeinsam mit der Mama geschaut wird).

Zwanzig Jahre und geschätzte 30 Rezeptionen später (nein, keine Übertreibung) mag ihr Tun immer noch unangenehm anzusehen sein, auch weil Judy und John – beide relativ unbeholfen – unterdes über den Londoner Straßenverkehr reden. Vielleicht auch nicht unbedingt witzig (wiewohl die Intention der Macher). Aber: Judy und John begegnen sich auf Augenhöhe, anders als Prime Minister und Sekretärin, als Autor und Haushaltshilfe oder als Firmenchef und, Überraschung, Sekretärin. Es wird nicht betrogen oder gelogen, nicht gestalkt und am Set gar nach Konsens gefragt. Bis heute rares Gut. Im sonst so schlecht gealterten Film sind John und Judy ein kleiner Trost – und guter Vorwand dafür, den Film zum 31. Mal anzuschauen. Natürlich mit Mama.

Tanzen wie Hugh Grant als Prime Minister

von Antonia Barboric

Ein Mann steht vor einem Fenster mit dem Rücken zum Fernsehpublikum und ist gerade dabei, sich der lästigen Arbeitskleidung zu entledigen. Im Hintergrund ist die Stimme einer Radiomoderatorin zu vernehmen, die „a golden oldie for a golden oldie“ ankündigt, dann ertönen die ersten Klänge des Lieds „Jump“ der Pointer Sisters (1983). Auf einmal beginnt der Mann mit den Hüften zu wackeln, richtig mitzuschwingen – und zeigt eine regelrechte Tanzperformance, die ihn durchs ganze Haus führt: Downing Street No. 10.

Gibt den Prime Minister als verschmitzten Jüngling: Hugh Grant.
Gibt den Prime Minister als verschmitzten Jüngling: Hugh Grant. Universal Studios

Der Mann ist nämlich kein Geringerer als der neu gewählte Prime Minister Großbritanniens (verkörpert von Hugh Grant). Spätestens als er die Stufen an den Bildern seiner Amtsvorgänger entlang hinuntertänzelt, brüllte einst der gesamte Kinosaal vor Lachen. Und auch der Showdown hat es sich in sich: Da hat sich der PM erstmals positiv hervorgetan und sein Land „gerettet“ im Kampf gegen die bösen Amerikaner, umso inbrünstiger singt er die Zeile „I’ll take you down“ mit – und dann beendet die griesgrämige Haushälterin mit ihrem unverhofften Auftauchen abrupt die grandiose Tanzdarbietung. Und so schaut er wieder ganz wie der unterschätzte Bub von nebenan drein, der attraktive Prime Minister . . .

Unglaubliche 20 Jahre ist es nun schon her, dass ich mir mit einer Freundin im Kino „Love Actually“ angeschaut habe, und jedes Mal, wenn ich „Jump“ höre, habe ich diese Szene vor Augen. Außerdem muss ich gestehen: Fast jedes Jahr packt mich die Lust auf diesen mittlerweile legendären Weihnachtsfilm erneut. Wie hier die unterschiedlichen, so liebevoll gestalteten Geschichten miteinander verwoben sind, ist unnachahmlich. Ein bissl Weltflucht darf auch einmal sein . . .

Die Lieder aus dem Film nachhören? Ist kompliziert, actually

von Andreas Tanzer

Ein wesentlicher Grund für die Popularität von „Love Actually“ ist seine Musik. Die Songauswahl verleiht Schlüsselszenen den emotionalen Punch. Dafür sorgen Titel der Pointer Sisters, der Sugababes und von Maroon 5 – und allen voran „All I Want For Christmas Is You“, quasi der Titelsong des Films. Bei allem Respekt vor der „Queen of Christmas“, die den Song geschrieben hat und damit Millionen scheffelt: Die Mariah Carey-Version ist hier nicht gemeint, sondern die im Film gesungene von Olivia Olson. Ob es tatsächlich stimmt, dass die damals Zehnjährige zu perfekt für ihr Alter klang, und sie, um glaubwürdiger zu wirken, für die Aufnahme extra amateurhaft sang (inklusive dazugemixter Atemgeräusche), sei dahingestellt. Fest steht – jedenfalls für Fans des Films –, dass die Emotionen bei Olivia Olson ungleich stärker sprühen als bei Ms. Carey.

Die Aufnahme von „All I Want For Christmas Is You“, die Olivia Olson als Joanna im film singt, ist gar nicht so leicht zu bekommen.
Die Aufnahme von „All I Want For Christmas Is You“, die Olivia Olson als Joanna im film singt, ist gar nicht so leicht zu bekommen. Universal Studios

Lange Zeit war es gar nicht so einfach, an die Olson-Version zu kommen. Mittlerweile findet sie sich auf Streaming- und Downloadportalen, und auch vergriffene CDs wurden wieder aufgelegt. Wer sich beeilt, und auch technisch nostalgisch veranlagt ist, ergattert sogar eine limitierte Jubiläumsausgabe auf rotem Vinyl als Doppel-LP. Allerdings: Auf der Jubiläumsausgabe wird der Pointer-Sisters-Song „Jump“ von der vergleichsweise unbekannten Gruppe Girls Aloud dargeboten. Der Hintergrund ist kurios: Die englische Girlgroup hatte eigens für den Film ein Cover des Songs aufgenommen, im Film selbst hört man aber dann doch die Pointer-Sisters-Version. Die Girls-Around-Variante kam nur auf das Soundtrack-Album, das nur in der US-Version den original-Pointer-Sisters-Song beinhaltet. Ist jetzt die US-Version die „originalere“? Mitnichten. Dort wurden statt der Sugababes und Maroon 5 andere Titel beziehungsweise Medleys auf das Album geklatscht.

Und auf keiner Variante ist „All You Need Is Love“ so zu hören, wie in der fulminanten Hochzeitsszene – ein Beatles-Cover eines gewissen Lynden David Hall dient hier bestenfalls als Platzhalter. Und wie so oft bei Soundtrack-Veröffentlichungen fehlen einige der im Film gehörten Songs, etwa von Santana oder den Bay City Rollers, ganz. Dafür gibt es nun auch den instrumentalen Score als eigenes Album, aufgefettet mit dem Titel „Christmas Is All Around“, zugeschrieben der sympathisch-unsympathischen Filmfigur Billy Mack (Bill Nighy). Ein Zuckerl für Hardcore-Fans. Und ein potenzieller Fehlgriff für alle, die sich einfach den „normalen“ Soundtrack besorgen wollten, und nicht genau genug hinschauen.

Wie man Geschenke (nicht) einpackt

von Veronika Schmidt

Als ich kürzlich in einem Geschäft Tee für eine Freundin kaufte, fragte mich die Verkäuferin, ob ich ihn als Geschenk verpackt haben will. Ja, wollte ich. Aber als mich die Verkäuferin nach dem Füllen des Zellophan-Sackerls mit Holzspänen fragte, ob sie Blütenblätter rein tun dürfe, habe ich mit lautem Lachen vehement verneint: „Bitte nicht wie bei ,Love Actually’ verpacken!“ 

Die Frau kannte den Film und hat mitgelacht. Die Szene mit Rowan Atkinson als Verkäufer, der Alan Rickman durch seine Verpackungsideen nervt („You wanna dip it in yogurt?“), ist Kult. Es gibt glücklicherweise eine Fortsetzung, die zum Red Nose Day in England gedreht wurde („Love Actually 2“, 2017, 15 Minuten). Fast alle Hauptfiguren kommen da gealtert vor. Und Rowan Atkinson füllt eine Box für eine Rote Nase mit Blütenblättern und Mistelzweigen.

Tatsächlich … kommt man nur in Rom-Coms so leicht durch die Flughafen-Security

von Katrin Nussmayr

„Tatsächlich … Liebe“ wirkt ja in einiger Hinsicht älter als 20 Jahre. Selten beachtet wird, wie lax die Flughafen-Security darin gehandhabt wird. Da schlüpft ein Zehnjähriger unbemerkt durch die Boarding-Pass-Kontrolle, hechtet mit einem Sprung durch den Metalldetektor, schlängelt sich in Windeseile – alle Sicherheitsmänner abschüttelnd – durchs Terminal und schafft es fast bis auf die Gangway. Ohne Pass, ohne Bordkarte. Um seiner Angebeteten kurz vor ihrem Abflug noch seine Gefühle zu gestehen.

Und das nach 9/11 – ein Ereignis, das im Film sogar kurz genannt wird. Klar, ein süßer Bub, der alle Hindernisse entschlossen überwindet, gibt dem klassischen Flughafen-Last-Minute-Liebesgeständnis eine eigene Dramatik. Was aber nichts daran ändert, dass es sich dabei um einen der abgenutztesten Tricks des romantischen Erzählens handelt.

Und, mittlerweile, um einen der unrealistischsten. Wer im letzten Jahrzehnt irgendwohin geflogen ist, wird mir wohl beipflichten: Einen unromantischeren Ort als einen Flughafen muss man erst mal finden.

Wow, what a devil: Die schlimme Mia (Heike Makatsch) will ihren verheirateten Boss Harry (Alan Rickman) verführen. 
Wow, what a devil: Die schlimme Mia (Heike Makatsch) will ihren verheirateten Boss Harry (Alan Rickman) verführen. Universal Studios

Ich kenn‘s vor allem vom Wegschauen und muss dann doch heulen

von Wolfgang Greber

Honestly: Ich kenn den Film gar nicht. Oder kaum. Für meine Frau S. hängt der allerdings im weihnachtlichen Herrgottswinkel. Manchmal auch einfach so unterm Jahr. Es ist dann meistens so, dass sie sich den an einem Nachmittag reinzieht und mich gar nicht unbedingt dabeihaben will. „Dann machst dauernd blöde Kommentare und Brunftgeräusche“, sagt sie.

Also geh ich dann meist fort oder hock mit Glühwein im Arbeitszimmer und mach Männersachen, harhar. Manchmal schaut sich S. den Film mit Freundinnen an. Weil die in der Regel einen tüchtigen Damenspitz bekommen, schau ich ab und zu vorbei. Darum kenn ich zumindest die Szenen mit der göttlichen Heike Makatsch (spielt die schlimme Mia), die mich stets an jemanden von früher erinnert. Und ja, die Schlussszene in dem Restaurant, wo Schriftsteller Jamie (Colin Firth) seiner Ex-Haushälterin Aurélia (Lucia Moniz), nunmehr Kellnerin, in holprigem Portugiesisch einen Heiratsantrag macht: Oh mein Gott, da treibt‘s mir die Tränen in die Augen, spätestens in dem Moment, wo die engelhafte Aurélia „Ja“ sagt und darauf so hinreißend kichert. Das ist sooo romantisch, Buhu!

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