Glosse

Klagenfurt holt auf: Lei Lei!

Die Überstunden-Affäre im Klagenfurter Magistrat entwickelt sich zur Provinzposse.

Villach gilt als Faschingshauptstadt Österreichs, doch Klagenfurt ist dabei aufzuholen. Leider ist das Bemühen nicht auf fröhliche Faschingssitzungen beschränkt, sondern greift ins reale politische Leben über. Da gibt es einen Magistratsdirektor, der die Stadtkasse offenbar als Selbstbedienungsladen betrachtet und sich hohe Summen für massenhaft angehäufte Überstunden auszahlen lässt. Der Bürgermeister, dessen Qualifikation anscheinend darin besteht, dass er einst Jörg Haiders Tennislehrer war, schaut dem nicht nur zu, sondern verlängert den Vertrag seines Spitzenbeamten zwei Jahre über das Pensionsantrittsalter hinaus – ungerechtfertigerweise, wie die Gemeindeaufsicht befindet.

Als die Sache mit den Überstunden auffliegt, bekommt nicht etwa der Magistratsdirektor ein Problem, sondern er darf sich mit dem Sanktus der politischen Führung auf Verrätersuche machen: Eine externe Firma wird beauftragt, die die E-Mail-Fächer der Mitarbeiter durchforstet. Datenschutz? Egal. Telekom-Geheimnis? Auch egal. Dass man für den Auftrag für die externe Firma einen Beschluss des Stadtsenats bräuchte? Wer wird denn auf so lächerliche Details achten.

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt spielt bei der lustigen Verrätersuche mit und beschlagnahmt das Handy eines Journalisten. Doch das Justizministerium zeigt da keinen Humor und beendet zumindest diesen Teil der Provinzposse mit Verweis auf die Pressefreiheit.

Dass die Verrätersuche auch auf die politischen Mandatare ausgedehnt wurde und die E-Mails von Stadträten durchforstet wurden, war dann aber doch ein Schritt zu viel. Jetzt ist Schluss mit lustig.

Das hat alles gar nichts mit lustig zu tun, meinen Sie? Ja, eh nicht, aber der Villacher Fasching auch nicht. Lei Lei!

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