Serie: Gefühlssache

Nein, die anderen haben auch nicht öfter Sex

Der Mythos, alle anderen hätten mehr Sex als man selbst, hält sich hartnäckig bis ins hohe Alter. Junge Menschen stürzen sich deshalb ins Sexleben, ohne es tatsächlich zu wollen. Auch Langzeit-Verliebte werden verunsichert.

Carrie Bradshaw steht im Türrahmen und stiert lustvoll aufs Bett. Ihre Serienkameradinnen tun es ihr gleich, jeweils im eigenen Schlafzimmer. Was jetzt passiert, liegt auf der Hand: ein Cut, dann eine Melange aus Sexszenen. Nur eine sitzt allein am Sofa, dreht betreten den Porno wieder ab. Sie steckt in einer Beziehungskrise. So der Beginn der zweiten Staffel von „And Just Like That ...“ (die Fortsetzung der Serie „Sex and the City“, eine dritte Staffel soll bald folgen). Freilich war es längst überfällig, auch Frauen über 50 beim Sex zu porträtieren (wenn auch die Darstellung in jenem Fall überkandidelt ist). Vermittelt wird dennoch, wie so oft, ein fragwürdiger Tenor: Eine intakte Beziehung impliziere (recht häufigen) Sex – oder mindestens die Lust darauf. Schon die Benennung sexarmer Phasen zeugt von negativer Lesart. Man spricht von Trockenperioden, Flauten im Bett – oder spricht erst gar nicht.

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