Matthias Peschke, Katja Bernegger und Alexander Peschke führen das Designbüro Peschke. 
Designbüro Peschke

Industriedesign: Das Verhältnis vom Mensch zur Maschine

Das Wiener Designbüro Peschke widmet sich gern einer Aufgabe: dem Menschen. Vor allem, wenn sie intensiv mit Maschinen zu tun haben.

Designer? In den 1970ern hielten das viele noch für so eine Art Dekorateure. Irgendwas mit Textilien wahrscheinlich, dachten die meisten. Da half auch die plötzliche Selbstdefinition „Industriedesigner“ nicht wirklich gegen Vorurteil und Unkenntnis. Das spürte auch Matthias Peschke, als er sich 1973 selbstständig machte. 50 Jahre später ist Design beinahe zur gestalterischen Universaldisziplin avanciert. Aber ebenfalls weitgehend unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung.

Doch noch ein paar andere Konstanten ziehen sich bei Peschke durch eine lange Unternehmensgeschichte und gleichzeitig durch das Büro im Souterrain, in der Sternwartestraße im Wiener Cottageviertel: „Es dreht sich letztendlich immer um den Menschen“, sind sich Matthias Peschke und sein Sohn Alexander Peschke einig. Sie gestalten Dinge, ja. Aber vor allem auch die Beziehung der Menschen zu den Dingen. Nämlich wie sie in Kontakt mit ihnen treten, auf sie reagieren, sie benutzen und vor allem auch, wie sie sich dabei fühlen, wenn sie es tun.

Konsequente Linie

Der „Mensch“ bleibt bei Peschke unverrückt im Fokus. Selbst wenn die konkreten Gestaltungsaufgaben, denen sich das Designbüro stellt, mehr und mehr die Maschinen sind. Auch jene, die Dinge herstellen, die sich die Spezies „Konsument“ später aus dem Handel holt. Botschafter der Marke bleibt das Design so oder so, egal ob es sich an die Hersteller der Dinge richtet. Oder gleich direkt an die Konsumenten. Wie etwa die „Consumer Electronics“, die Peschke formal viele Jahre für die Firma AKG definiert hat. Die Linien, die Peschke damals hauptsächlich mit Blei- oder mit dem Filzstift zog, unterstrichen stilistisch vor allem eines: die technische Brillanz der Mikrofone und Kopfhörer, die sich da über Jahre ganz analog auf Papier visualisierten. „Ich kann mich noch gut an diesen Geruch der Filzstifte erinnern, der in der Luft lag. Jedes Mal, wenn ich nach unten ins Büro meines Vaters kam“, erzählt der Sohn Alexander Peschke. Aufgewachsen ist er zwangsläufig mit Design, die Familie wohnt oben im Haus. Er selbst studierte Mediendesign, bevor er sich schließlich auch an einem Schreibtisch im Souterrain niederließ. Dafür aber mit einem ganz anderen Design-Werkzeugkoffer als sein Vater, mit ganz neuen digitalen Mitteln der Visualisierung.

Viele Jahre nahmen beim Designbüro Peschke auch die Kopfhörer von AKG Gestalt an: Design als Markenbotschafter. 
Viele Jahre nahmen beim Designbüro Peschke auch die Kopfhörer von AKG Gestalt an: Design als Markenbotschafter. 

Aus der Toolbox

Beschleunigt hat die Digitalisierung alles, ganz klar. Im Gestaltungsalltag vor allem aber auch das klassische Design-Pingpong zwischen Gestalter und Kunde. Früher, in den 1970er-Jahren, musste man aktualisierte Entwürfe noch dem Lokführer nach Linz mitgeben für ein bisschen Trinkgeld. Heute ist die neue Version des Entwurfs in der Sekunde dort, wo sie hinmuss. Doch die analoge Skizze sei im Designprozess trotzdem relevant, meint Matthias Peschke. Denn sie bleibt als Skizze, als Vorentwurf, als Rohversion erkennbar. Die digitalen Renderings hingegen vermitteln oft ein allzu naturalistisches Bild: Als wäre alles schon fertig gedacht, wenn der Prozess noch gar nicht begonnen hat.

Auch die künstliche Intelligenz ist ein Neuzugang in der digitalen Toolbox. Den Designer kann sie nicht ersetzen, „denn die KI kann keine Entscheidungen treffen. Und darum geht es im Designprozess vor allem“, erklärt Alexander Peschke. Dafür könne man per KI schnell in neue Inspirationswelten hüpfen – wenn man richtig „promptet“. Doch das ersetzt nicht die penible Entwurfsarbeit. Denn die muss sich ja akkurat einfügen in eine harte Realität, die da oft heißt: komplexe technische Vorgaben, schmale Budgets, enge Deadlines. Den Stift zückt Peschke trotzdem regelmäßig. Auch, um radikal durchzustreichen: „Es gehört eben zu unseren Aufgaben, Prozesse zu hinterfragen“, erzählt Mitgeschäftsführerin Katja Bernegger. Und das kann man nach intensivem Zuhören in unzähligen Workshops umso besser.

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