Todesfall

Famoser Sänger mit Weltklasseleber: Shane MacGowan von den „Pogues“ ist tot

Der Sänger der irisch-britischen Band The Pogues ist im Alter von 65 Jahren gestorben.
Der Sänger der irisch-britischen Band The Pogues ist im Alter von 65 Jahren gestorben. LEON NEAL / AFP
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Er war eine Ikone der radikalen Selbstvergeudung. Shane MacGowan, Sänger der irisch-britischen Band The Pogues, wurde dennoch fast 66 Jahre alt. 

Die Läuterung ist fixer Bestandteil des Mythos von Popstars. Wenigstens jener, die ihren Dreißiger erlebt haben. Rod Stewart ersetzte die hellen Biere durch Affären mit Blondinen, Joe Cocker beruhigte seine Nerven mit der Zucht von Paradeisern und sogar ein störrischer Charakter wie Tom Waits hörte endlich auf seine Frau und ließ fortan die Finger von Alkohol und Zigaretten. Shane McGowan war diesbezüglich anders. Kaum jemand nahm den Alkoholismus so ernst wie der 1957 geborene Sänger, der im irischen Tipperary, aber auch in London und Brighton aufwuchs. Das Heroin, das ließ er nach intensiver Intervention von Sangeskollegin Sinéad O´Connor. Aber die ruhelose Selbstvergeudung mit Likören, Branntwein und irischem Whisky, von der mochte er nicht lassen.

Auch bei seinem letzten hiesigen Konzert, 2011 in Wiesen, hatte er ein Beistelltischchen auf der Bühne, wo er aus einer Flaschenbatterie jenes Safterl wählen konnte, das ihm im Moment am besten behagte. Die aus diesem konsequenten Konsum resultierende rostige Kehle produzierte nur einen Teil seines Stimmcharismas. Der Rest kam dank tüchtig geteerter Lungenbläschen und dunkelbrauner Zahnstummel.

Konsequentes Verweigern jeglicher Nüchternheit

McGowans musikalische Anfänge lagen im Punk, jener Ära der drastischen Künstler- und Bandnamen. Seine erste Kombo nannte er Nipple Erectors und produzierte mit ihr rauschenden Lärm. 1981 war er Mitbegründer der Band The Pogues, deren wilder Sound vom Geist des Punk wie vom Gebrauch traditionell irischer Instrumente getragen war. McGowan war nicht nur ein superber Sänger, sondern auch ein famoser Komponist. Mit der von Elvis Costello produzierten Liedersammlung „Rum Sodomy & The Lash“ ging es 1985 direkt auf Platz 3 der britischen Hitparade, mit dem dritten Album „If I Should Fall From Grace With God“ sogar an die Chartspitze. Das mit Kirsty MacColl gesungene „Fairytale Of New York“ wurde zum Popklassiker. Die Thematik aus Rausch und Liebesfantasie war von zeitloser, irischer Magie. Der Gestus der von MacGowan komponierten Jeremiaden war stets rebellisch.

Zum Aufbegehren gehörte das konsequente Verweigern jeglicher Nüchternheit. Die Weltklasseleber, die MacGowan unter seinem Herzen getragen hat, rang selbstzerstörerischen Kollegen wie Amy Winehouse, Nick Cave und Pete Doherty viel Respekt ab. Weniger gut gesonnen waren ihm seine Bandkollegen, die ihn 1991 sogar aus der Band warfen. Zehn Jahre später hatten sich die Nerven beruhigt und MacGowan war wieder mit an Bord, um Herzausreißer wie „A Pair Of Brown Eyes“ öffentlich zu zelebrieren. Jetzt starb der tapfere Mann kurz vor seinem 66. Geburtstag. Ungeläutert und hoffentlich frohen Herzens.

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