Es ist vielleicht nicht meine Wüste. Freitage bedeuten etwas anderes für mich.
Jordanien

Fahrt durch die jordanische Wüste: Man kann hier schon an Gott glauben

Nach dem Abendessen tanzen wir zu jordanischer Musik und rauchen Wasserpfeife. Ich frage den Onkel des Gastgebers, was es mit diesem roten Geleuchte da oben auf dem Berg auf sich hat, und er sagt, das wären die Israelis.

Draußen wartet eine abgedunkelte BMW-Limousine. Auf dem Weg vom Flughafen ins Hotel schaut man hinaus, versucht zu verstehen, was das für ein Land ist. Der Plan war eigentlich, nach Ägypten zu fliegen, aber dann lernten wir auf den Malediven eine jordanische Familie kennen, die sagte, wir müssen unbedingt zu ihnen kommen. Die meisten sagen so etwas nur und meinen es am Ende nicht, und die sagten es auch nur, aber meinten es am Ende, als sie wussten, dass wir uns ein Four Seasons gebucht hatten. Wir hatten bis kurz vor unserer Abreise nichts von ihnen gehört, und nun schrieben sie uns, unentwegt, schrieben, wie sie sich freuten, und wie es mich freuen würde, da die Menschen hier großen Wert auf gepflegte Kleidung legen und das Tragen von kurzen Hosen in den Augen jordanischer Männer lächerlich ist. Elf Millionen Menschen leben hier, die Hälfte Jordanier, der Rest ist aus Palästina und erst später Jordanier geworden. 90 Prozent sind Araber, fünf Prozent Christen. Die Königsfamilie stammt irgendwie von Mohammed ab. Die Geburtenziffer liegt bei 22,3 pro 1000 Einwohner und die Sterbeziffer bei 3,5. Das bedeutet, Leute sterben in Jordanien nicht, sie werden nur hier geboren.

Sie vermissen den Geruch von Kohle

Am nächsten Morgen geht es los. Ein kleiner Mann namens Salem kommt an unseren Frühstückstisch und bringt Hummus. Er ist so nett wie breit, und sein Kopf beginnt ohne Hals direkt auf der Brust. Ich frage ihn, wer all diese Leute sind, die da in weißen, makellosen Gewändern erhaben stolzieren, als wären sie in Zeitlupe auf dem Weg zur Krönung. Das sind Golfleute, sagt Salem. Dubai, Doha, Kuwait. Und warum riechen die so? Weil ihr Parfüm den Geruch von Holzkohle imitiert, den sie als reiche Beduinen in der modernen Stadt vermissen. Ein weiterer Mann kommt auf uns zu und bringt Tee. Er hat dunkle Augen, die mit Kohle nachgezogen wurden. Er redet langsam und so, wie man sehr heißen Tee trinkt. Er sagt, das Leben der Wüste ist nicht mehr romantisch. Früher hätten sie viel mehr Schafe und Ziegen gehabt. Mit dem Licht gelebt und geschlafen, wann und mit wem sie wollen. Im Winter wären sie ums Feuer gesessen und hätten viel Fantasie gehabt. Die Telefone hätten alles zerstört.

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