Arbeitskampf

Streiks in Industrie haben ein Ende – 8,6 Prozent mehr für Metaller

Bei den Arbeitgeber-Verhandlern Christian Knill und Stefan Ehrlich-Adám gab es nach der Einigung Freude.
Bei den Arbeitgeber-Verhandlern Christian Knill und Stefan Ehrlich-Adám gab es nach der Einigung Freude.APA
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In der achten Verhandlungsrunde gab es am Donnerstagabend eine Einigung bei den Metallern. Diese wurde auch gleich für zwei Jahre abgeschlossen.

Wien. Es war die längste Lohnrunde in der jüngeren Geschichte. Acht Verhandlungstage brauchten die Metaller, bis sie am Donnerstagabend eine Einigung fanden. In den vergangenen Wochen kam es auch zu regelmäßigen Streiks mit in Summe rund 150.000 Beteiligten. Doch am Donnerstagabend gab es schließlich doch weißen Rauch. Man einigte sich auf eine Lohnerhöhung von durchschnittlich 8,6 Prozent.

Im Schnitt wurde somit ein Abschluss in der Höhe von einem Prozentpunkt unter der rollierenden Inflation getroffen. Denn diese lag in den relevanten zwölf Monaten bei 9,6 Prozent. Allerdings wurde die Vereinbarung gleich auf zwei Jahre geschlossen. Und dabei wurde auch schon jetzt festgelegt, dass in der kommenden Lohnrunde, die für den Zeitraum ab 1. November 2024 gilt, die Lohnerhöhung um einen Prozentpunkt über der rollierenden Inflation liegen wird.

Außerdem ist die Einigung sozial gestaffelt. Dadurch erhalten untere Einkommensbezieher um zehn Prozent mehr. Der neue Brutto-Mindestlohn bzw. das Mindestgrundgehalt liegt nun bei 2.426,23 Euro. Bis zu einem Bruttoeinkommen von etwa 4000 Euro gilt die Erhöhung von zehn Prozent, danach schmilzt sie ab auf ein maximales Plus von etwa 400 Euro pro Monat. Bei knapp 8000 Euro liegt das Einkommensplus bei ungefähr 5,5 Prozent brutto. Arbeitgeber-Obmann Christian Knill meinte nach der Einigung in Richtung politisch Verantwortlicher: „Die Bundesregierung ist nun aufgerufen, rasch Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes umzusetzen. Wir erwarten uns konkret eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten und eine stärkere Inflationsbekämpfung, denn nur so ist dieser Abschluss für die Branche auf Sicht zu finanzieren.“

Reinhold Binder, Verhandlungsleiter der PRO-GE, sprach nach dem Feilschen vom härtesten Arbeitskampf seit 60 Jahren. Die Teuerung sei abgegolten und nicht nachhaltige Einmalzahlungen verhindert worden. Sein Kollege Karl Dürtscher (GPA) ergänzte, dass bei dem Abschluss Besserverdiener solidarisch mit den unteren Einkommensklassen seien. 2025 gebe es dann eine lineare Erhöhung für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Einen kleinen Schönheitsfehler hat die heutige Einigung noch. Offiziell ist der Abschluss noch nicht wirksam, er gilt vorbehaltlich der konkreten Ausgestaltung der neuen, sogenannten Wettbewerbssicherungsklausel. Sie soll für Betriebe mit hoher Personalkostenbelastung gelten und ermögliche die Reduktion der Ist-Erhöhung. Darüber wird nun weiter verhandelt, beide Seiten zeigten sich aber zuversichtlich dass sie sich hier finden werden.

Streiks im Handel

Im Handel, wo die Kollektivvertragsverhandlungen am Dienstag in der vierten Runde neuerlich gescheitert sind, gab es am Donnerstag hingegen erste Warnstreiks. In verschiedensten Geschäften – vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten – legten die Beschäftigten für ein bis drei Stunden ihre Arbeit nieder. Damit fallen die Streiks in den Start der Adventzeit, der wichtigsten Saison für den Handel.

Zu weit lagen die Vorstellungen der Sozialpartner auseinander. Die Arbeitgeber boten ein Gehaltsplus von sechs Prozent sowie eine einmalige Prämie von 1000 Euro. Die Gewerkschaft fordert ein Plus von 9,4 Prozent zuzüglich 15 Euro Fixbetrag. (ag./red.)

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