Architektur und Design

Wien Museum: Dieser Beton schwebt nicht

Hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: die brutalistische Box des Wien Museum am Karlsplatz.
Hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: die brutalistische Box des Wien Museum am Karlsplatz.Foto: Anna Blau
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Das neue Wien Museum wirft viele Fragen auf: warum an diesem Ort eine Box aus rohem Beton? Warum ein neues Foyer, das niemand braucht? Warum eine Kutsche, die einen Wal jagt? Die Antworten bleiben kryptisch. Über unscharfes Denken als baukünstlerisches Erfolgsrezept.

Nach knapp fünf Jahren Exil öffnet das Wien Museum am Karlsplatz, frisch renoviert und erweitert, seine Räume fürs Publikum. Dem Architekturwettbewerb im Jahr 2015 waren intensive Diskussionen über den Standort und die Frage des Denkmalschutzes für das von Oswald Haerdtl entworfene Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren vorausgegangen. Vor allem in Kombination waren diese Fragen brisant. Dass der Karlsplatz ein optimaler Standort für ein Stadtmuseum ist, steht außer Frage. Ein Neubau hätte die Möglichkeit geboten, städtebaulich an die Aufgabe heranzugehen und gleichzeitig den Typus des Universalmuseums neu zu denken. Ob das auch unter der Vorgabe, Haerdtls mittelmäßigen Bestandsbau als Denkmal zu erhalten, gelingen könnte, war allerdings von Beginn an fraglich.

In der Einleitung zur Wettbewerbsausschreibung, gemeinsam verfasst vom „alten“ Direktor Wolfgang Kos und vom „neuen“ Direktor Matti Bunzl, fehlte es dennoch nicht an großen Erwartungen: „Keine Schatzkammer“, sondern eine „architektonische Vision“; ein „Labor der Zivilgesellschaft“; ein „Museum, das in der internationalen Museumswelt Vorbildwirkung hat“; eine „Wiener Sehenswürdigkeit der Top-Kategorie“. In der ersten Wettbewerbsstufe wurden 274 Projekte eingereicht, die sich im Spagat zwischen architektonischer Vision und Denkmalschutz versuchten. Die meisten Entwürfe lösten das Bestandsmuseum aus der Umklammerung mit dem später angebauten Nachbarn, der Winterthur-Versicherung, heraus und machten ihn dadurch wieder als Solitär auf Augenhöhe mit Künstlerhaus und Musikverein erlebbar.

Erweiterung des Bestands durch Zubauten und Aufstockung

Entscheidend war die Frage, wo die eingereichten Projekte die zusätzlich geforderten Volumina für die beinahe verdoppelten Ausstellungsflächen platzierten: in einem eigenständigen Baukörper vor dem Bestand mit unterirdischer Verbindung, wie es die Zweit- und Drittgereihten im Wettbewerb versuchten; als Verbindung von Alt und Neu zu einer neuen Gesamtfigur; oder als Erweiterung des Bestands durch Zubauten und Aufstockung. Bezüglich der letzteren Variante wird in der Ausschreibung angemerkt, dass „vonseiten des Bundesdenkmalamts eine Aufstockung oder ein weiterer Anbau an das Bestandsgebäude als nicht möglich erachtet wird“. Trotzdem konnte sich im Wettbewerb ein Projekt durchsetzen, das beides tat.

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