Mein Montag

Hallihallo, wer sitzt am Klo? Der Krapfen und der Nikolo

Als würde uns der Krapfen die Zunge zeigen, fast so wie der Krampus.
Als würde uns der Krapfen die Zunge zeigen, fast so wie der Krampus.Clemens Fabry
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Das runde Schmalzgebäck ist mit der Spitzhacke und dem Kollegen vom Nikolaus verwandt.

Kekse heißen ja nicht überall Kekse. In Deutschland sagt man Plätzchen, aber auch Brötle. In der Schweiz gibt es Guetzli. Und in Teilen Österreichs, so berichten Leserinnen, sagt man Krapferl dazu. Da klingelt es, haben wir hier doch die Verniedlichungsform des Krapfens, der ja unter anderem auch als kulinarischer Faschingsbrauch bekannt ist. Wobei man zu dem in Deutschland wieder Pfannkuchen sagt – oder Berliner. (Nicht auszudenken, wenn John F. Kennedy seine berühmte Rede in Österreich gehalten hätte: „Ick bin ein Krapfen!“) Aber bleiben wir beim österreichischen Begriff – warum heißt ein Krapfen eigentlich Krapfen?

Sie werden es nicht glauben, das runde Schmalzgebäck ist nach „krapfo“ bzw. „kraffo“ benannt, was einst Kralle, Haken geheißen hat. Offenbar war das Gebäck früher also gebogen. Wenn es Ihnen bei diesem Gedanken den Magen zusammenzieht, sind Sie auf der richtigen Spur – denn auch der Krampf dürfte damit verwandt sein. Und das ist gar nicht so unlogisch, sind die Muskeln in so einem Fall doch auch gekrümmt.

Auch der Krampen kommt aus der gleichen Familie – der Pickel oder die Spitzhacke, wie man außerhalb Österreichs sagt, ist in Form und Funktion einem Haken oder einer Kralle ja nicht unähnlich. Und von hier spannen wir den Bogen zu Knecht Ruprecht, der im Dezember mit dem Nikolo durch die Gegend zieht. Ihn (den Knecht, nicht den Nikolo) kennt man auch als Krampus – was möglicherweise mit der Hacke zusammenhängt, vielleicht in Bezug auf die Krallen der Figur, die in einigen Regionen auch Kramperl heißt.

Falls Ihnen dieser furchterregende Geselle in den nächsten Tagen einmal begegnen sollte, können Sie ihm mit einem simplen Trick den Schrecken nehmen. Stellen Sie sich einfach vor, dieser gehörnte Kerl neben dem Nikolaus ist in Wirklichkeit ein Krapfen. (Oder ein Berliner. Aber damit ruinieren Sie sich halt die Pointe.)

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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