Interview

Jonas Kaufmann: »Ich mache mich doch nicht verrückt«

Sänger Jonas Kaufmann: „Ich habe das Glück, dass es so viele von meiner Sorte auf dem Markt nicht gibt.“
Sänger Jonas Kaufmann: „Ich habe das Glück, dass es so viele von meiner Sorte auf dem Markt nicht gibt.“Clemens Fabry
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»Wenn man Blut und Wasser schwitzt, weil man nicht weiß, ob man den Abend zu Ende bringen kann, ist das nicht der richtige Beruf«, sagt der Tenor Jonas Kaufmann. Der Sänger hat gesundheitlich ein sehr schweres Jahr hinter sich. Nun steht er wieder auf der Bühne der Wiener Staatsoper und sind in „Turandot“.

Sie befinden sich mitten in den Proben von Giacomo Puccinis Oper „Turandot“. Asmik Grigorian (Anm.: Sie singt die Turandot) sagt: „Der Druck ist groß. Diese Rolle könnte mich umbringen!“ Können Sie nachvollziehen, was sie meint?

Ja. Diese Musik ist toll, aber auch gefährlich. Sie fordert uns allen alles ab. Man fängt nicht langsam an und arbeitet sich hoch, sondern muss auf Knopfdruck funktionieren. Die Sopranistin kommt auf die Bühne und beginnt – quasi kalt – mit ihrer großen Arie. Meine vierte Note ist bereits ein b. Die Partie des Calàf ist keine, in der ich mich baden kann, sie ist mehr ein Nischenprodukt. Darum habe ich auch lange damit gewartet. Und ich gebe zu, im Vorfeld hatte ich meine Bedenken, weil wir hier Alfano I, das ist die Fassung mit dem langen Finale, singen. Ich bin ein Fan dieser Fassung, weil sie für mich die viel glaubwürdigere ist, aber stimmlich gehört sie zum Schwierigsten, was je geschrieben wurde. Aber um auf Asmik zurückzukommen: Sie hat viele unerwartete Rollendebüts gegeben, und es gab mehr als einen Fachmann, der ihr nur eine kurze Karriere prophezeit hat. Aber sie singt heute großartig, und sie wird auch die Turandot wunderbar singen.

Würden Sie denn eine Rolle singen, von der Sie das Gefühl haben, sie könnte Sie „umbringen“?

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