Klassik

„La Finta Giardiniera“ an der Kammeroper: Wie grell und übertrieben kann man eine Oper inszenieren?

Von der Kuppel- bis zur Fitnesssendung: Die Protagonisten der Oper werden hier zu Fernsehshow-Figuren.
Von der Kuppel- bis zur Fitnesssendung: Die Protagonisten der Oper werden hier zu Fernsehshow-Figuren.Herwig Prammer
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Mozarts Frühwerk als poppiges TV-Zapp-Theater: Anika Rutkofsky bietet in ihrer Inszenierung vor allem Reizüberflutung. Auch stimmlich bleiben viele Wünsche offen.

„Was für ein überdrehter Irrsinn“ – so stand es bei der Premiere von „La Finta Giardiniera“ in der Kammeroper in den Übertiteln, doch dasselbe dachte sich wohl auch so mancher Besucher und so manche Besucherin immer wieder. Mit ihrer Inszenierung von Mozarts Frühwerk war Regisseurin Anika Rutkofsky weit übers Ziel hinausgeschossen.

Sie ließ die „Gärtnerin“, um die es im Stück geht, und ihre Co-Protagonistinnen und Protagonisten zu solchen von Fernsehshows werden. Ob Nardo nun eine eigene Gourmet-Sendung bekommt, in der er Serpetta einkochen möchte, ob sich Belfiore Arminda in einer von Podesta moderierten Kuppel-Sendung vorstellt – künstliches Lachen und Klatschen aus dem Off inklusive – oder ob Ramiro gleich zu Beginn wie in den Abendnachrichten von dem Verdacht eines Verbrechens spricht: Die Regisseurin hat sich viel einfallen lassen. Zu viel, wie sich bald herausstellt.

Auch wie die Figuren ihr Liebesgeplänkel zu einer Fitnesssendung machen, Hanteln stemmen und Aerobic üben, macht das Ganze unruhig, trägt aber wenig zum Verständnis der Oper bei. Einiges wirkt aufgesetzt und überdreht. Natürlich ist das gewollt, es geht der Regisseurin sichtlich um das ständige Buhlen um die Gunst der anderen, was auch auf die Masse hinter den Bildschirmen umgelegt wird. Wenn „on air“ jeder danach trachtet, sich selbst gut darzustellen, soll „off air“ tiefer in die Charaktere geblickt werden.

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