Gericht

Töchter getötet: 37-Jährige wird in geschlossener Einrichtung untergebracht

Die 37-Jährige im Gericht in St. Pölten.
Die 37-Jährige im Gericht in St. Pölten.APA / APA / Helmut Fohringer
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Die Frau ist nicht zurechnungsfähig. Sie hat im Juli ihre zwei Töchter ertränkt. Einem Gutachter zufolge sind weitere, ähnliche Taten zu erwarten.

Eine 37-Jährige ist am Montag am Landesgericht St. Pölten in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen worden. Sie soll ihre beiden Töchter im Juli in Absdorf (Bezirk Tulln) getötet haben. Einem Gutachter zufolge ist die Frau nicht zurechnungsfähig, ähnliche Taten sind zu erwarten. Der Spruch ist rechtskräftig.

Die Entscheidung der Geschworenen fiel jeweils einstimmig. Die Therapie sei derzeit nur in einer geschlossenen Einrichtung möglich, verwies der vorsitzende Richter auf das Gutachten des Sachverständigen.

Vage Erinnerung

Die Frau soll ihre Töchter im Alter von sieben Jahren und knapp einem halben Jahr ertränkt haben. Die Tat wurde auf Video aufgezeichnet. Danach soll die Frau mit ihrem Auto gegen einen Baum gefahren sein. Heute könne sie sich „eher vage“ an den Vorfall erinnern, sagte die 37-Jährige. Gefragt, wie sie sich ihre Zukunft vorstelle, meinte sie, sie wolle die Maßnahme durchmachen und sich dann ein neues Leben aufbauen.

Die Frau leidet an einer psychotischen Depression, Angststörung sowie Zwangsstörung. „Bisher gab es keine wesentlichen Therapiefortschritte“, sagte der Sachverständige Peter Hofmann. Die 37-Jährige habe eine schwerwiegende, nachhaltige Störung. Es sei mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sie in absehbarer Zeit ähnliche Taten setze.

„Sehr seltenes Phänomen“

Der Gutachter sprach von einem „sehr seltenen Phänomen“. Eine Psychose bewirke, dass man den Bezug zur Realität verliere, erläuterte er. Die 37-Jährige leide seit rund 15 Jahren an „furchtbaren Zwangsgedanken“ und Ängsten. 2019 sei sie erstmals in psychiatrische Behandlung gekommen. Die Frau habe an einer Depression gelitten und begonnen, alles in Frage zu stellen. „Das Puzzle, in dem sie gelebt hat, hat sich immer mehr vervollständigt“, meinte der Gutachter.

Die 37-Jährige habe sich große Sorgen um ihre Töchter gemacht und sich als Versagerin gefühlt. Ihre Medikamente habe sie teilweise nicht genommen, sie sei in einer Tagesklinik behandelt worden. „Das System hat alles aufgeboten, um ihr zu helfen“, sagte der Gutachter. An dem Tag der Tat sei die Möglichkeit der freien Willensbildung nicht mehr gegeben gewesen, die Frau sei nicht zurechnungsfähig gewesen. Ein langer Krankheitsprozess sei „innerhalb kurzer Zeit eskaliert“. Auch Verteidigerin Astrid Wagner sprach davon, dass ihre Mandantin in einem Wahn gehandelt habe. (APA)

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