Staatsoper

Opernregisseur Claus Guth: „Ich zeige Turandot nicht als Eiskasten“

Prämiert und international gefragt: der deutsche Opernregisseur Claus Guth.
Prämiert und international gefragt: der deutsche Opernregisseur Claus Guth.Jana Madzigon
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Vor der Staatsopern-Premiere am Donnerstag erklärt der deutsche Regisseur, warum er die grausame Prinzessin als zutiefst verletzte Frau sieht – und dass sich Puccini für chinesische Folklore gar nicht interessiert hat.

Die Presse: Man hört, dass in Ihrer Inszenierung von „Turandot“ die Hauptpersonen mehr als sonst im Fokus stehen werden. Wie legen Sie das an?

Claus Guth: Ich wollte Tabula rasa machen und nicht das Wimmelbild einsetzen, das in der Rezeptionsgeschichte oft bemüht wird. Als ich mich damit beschäftigt habe, was das Stück braucht, ließ ich nach und nach nur das Nötigste übrig, ohne das es nicht geht. Nun versuche ich alles, was normalerweise über Statisten und Choristen passiert, zu einer direkten Konfrontation zu machen und die meiste Zeit ein Dreipersonenstück zu zeigen. Also: Wenn Liù gefoltert wird, ist es Turandot, die foltert. Ich zeige, dass hier jemand, der einmal Opfer war, zur Täterin wird. Denn wie Turandot gleich zu Beginn von einer Gewalterfahrung einer Ahnin berichtet, merkt man, dass sie sich mit dieser nicht nur identifiziert. Vielmehr liegt der Rückschluss nahe, dass sie auch einen Übergriff zu verwinden hat, der nicht genauer benannt wird, aber omnipräsent ist. 

Warum machen Sie das so?

Weil das Ganze dann wirklich transparent wird. Wenn man nicht einem Ameisenhaufen begegnet, sondern herausschält, dass es um drei oder vier Personen geht, wird besser spürbar, wie verunsichert Turandot ist, wenn sich ein Mann wirklich für sie interessiert – und diesem zugleich eine andere Frau folgt. Ich will zeigen, wie sie sich radikal schützt. Sie baut ein undurchdringliches System auf, das nichts heranlässt, das aber auch einsam macht – ein Terrorregime, das immer monströser wird.

Wie wird dieses Regime aussehen?

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