Reportage

Südafrika rüttelt am Denkmal Nelson Mandelas

Nelson Mandela ist zehn Jahre nach seinem Tod immer noch allgegenwärtig in Südafrika.
Nelson Mandela ist zehn Jahre nach seinem Tod immer noch allgegenwärtig in Südafrika. APA/AFP/Rajesh Jantilal
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Das Leben des Anti-Apartheid-Kämpfers Mandela inspirierte Menschen weltweit. Doch Südafrika hat sich zehn Jahre nach seinem Tod von seinen hehren Werten entfernt – und so mancher sucht die Schuld bei der größten Ikone des Landes. Eine Reportage.

Das großflächige zweigeschoßige Haus hat, ganz wie Südafrika, immer neue Metamorphosen vollzogen. Während seiner Präsidentschaft lebte einst Nelson Mandela in der Johannesburger Residenz. Mit dem Ende seiner Präsidentschaft im Jahr 1999 zog er aus. Der Kraft ihres illustren Bewohners beraubt, gab das Haus der Last der Geschichte nach. Es quartierten sich Obdachlose ein.

Nun hat es sich, frisch renoviert, noch einmal aufgerichtet, versucht sich an einer Renaissance als gehobenes Gasthaus, mit angemessenem Pathos „Sanctuary Mandela“ getauft, zu Deutsch „Zuflucht Mandela“. Am 5. Dezember 2013, vor zehn Jahren, starb Nelson Mandela im Alter von 95 Jahren in Johannesburg, in einem Haus nur einige Straßen von der Villa entfernt.

Als symbolischer Mahner bleibt Mandela allgegenwärtig. Dutzende Statuen recken sich empor, die größte vor dem Regierungssitz in Pretoria. Mandelas fast zehn Meter hohes Monument steht dort mit ausgestreckten Armen wie Jesus. Der Kämpfer gegen die Apartheid, mit der Südafrikas schwarze Bevölkerung unterdrückt wurde, lächelt von Geldscheinen, Postern, Graffitis. Jedes Jahr am 18. Juli ruft die Regierung anlässlich von Mandelas Geburtstag die Bürger zu 67 Minuten gemeinnütziger Arbeit auf – eine Minute für jedes Jahr, in dem Mandela politisch tätig war.

Die Schwarzen verraten

Doch in den Townships erklingt, wenn man genau hinhört, ein Vorwurf: Mandela habe die Schwarzen bei den Verhandlungen zur Abschaffung der Apartheid verraten. Das mag unerhört klingen beim Umgang mit einem Mann, der Unrecht vergab, Kompromisse suchte und so Blutvergießen verhinderte.

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