Wien

Kampf gegen den Tod durch Erfrieren

Bei Schnee und extremer Kälte suchen auch jene beheizte Notquartiere auf, die sonst im Freien schlafen.
Bei Schnee und extremer Kälte suchen auch jene beheizte Notquartiere auf, die sonst im Freien schlafen. Imago / Bianca Otero
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Schnee, Eis und die tiefen Temperaturen der vergangenen Tage und Nächte haben für eine hohe Auslastung von Notquartieren für Obdachlose gesorgt. Von den 1000 Plätzen in Wien sind fast 90 Prozent belegt.

Im Wiener Prater wurde er des Nachts von Mitarbeitern der Caritas aufgefunden. Sie patrouillierten mit dem Kälte-Bus. Der 60- bis 65-Jährige konnte kaum gehen, hatte einen Krankenhausaufenthalt hinter sich und fror in der Winterkälte.

Der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner war selbst im Einsatz. Durch Zureden konnte der obdachlose Mann überzeugt werden, das Angebot eines Bettes in einem Notquartier anzunehmen. Er wurde mitgenommen.

„Knallvoll“

„Es gibt einen enormen Andrang, auch von Menschen, die sonst selbst bei tiefen Temperaturen lieber draußen schlafen. Die Gruft (Obdachloseneinrichtung in Mariahilf; Anm.) ist die letzten Wochen über schon knallvoll. Wir sehen auch Menschen mit ersten Erfrierungen.“ Berichtet Klaus Schwertner im Gespräch mit der „Presse“.

Das Kälte-Telefon der Caritas (01 480 45 53) läute ununterbrochen. Seit Anfang November habe es bereits 2700 Anrufe gegeben. Der Caritas-Chef appelliert, in augenscheinlich lebensbedrohlichen Situationen aber sofort die Rettung zu rufen, um keine Zeit zu verlieren.

„Angebot ausreichend“

Bis zu 90 Prozent Auslastung der Notschlafstellen gibt es in Wien, wie Markus Hollendohner, der Leiter der Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien (FSW), am Dienstag auf Anfrage der „Presse“ erklärt: „Den großen Zulauf hat es heuer relativ spät gegeben, erst in den letzten paar Tagen. Momentan ist das Angebot aber ausreichend. Wir haben noch 130 freie Plätze. Das ist für diese Temperaturen im Plan.“ .

Markus Hollendohner plant und finanziert das „Wärmepaket“, das es heuer zum 14. Mal gibt: Die Bereitstellung von fast genau 1000 Betten –genau sind es 992 Plätze für Einzelpersonen und Paare sowie 21 Familienplätze. 12 Notquartiere in neun Bezirken stehen dafür zur Verfügung. Auch über die „KälteApp“ können Meldungen über frierende Obdachlose abgegeben werden, die Sozialarbeiter aufnehmen.

Die Gesamtkosten bis Ende der Laufzeit am 2. Mai sind mit 17 Millionen Euro veranschlagt. Abgewickelt wird die Unterbringung von Obdachlosen, die der Kälte entfliehen, von Arbeiter-Samariterbund Wien, Caritas der Erzdiözese Wien, Johanniter, FSW Obdach, Volkshilfe und Rotem Kreuz.

Wärmestuben in 42 Pfarren

Gleichzeitig haben ab sofort 42 Pfarren in Wien und Niederösterreich Caritas-Wärmestuben eingerichtet. So viel wie noch nie, zeigt sich Wiens Caritas-Chef Klaus Schwertner erfreut. Im Vorjahr wurden 17.500 Besuche registriert. In die tagsüber offenen Wärmestuben kommen nicht nur Wohnungslose, sondern auch andere Menschen, die unter gestiegenen Heiz- und Lebensmittelpreisen leiden. Sie werden dort von ungefähr 1000 freiwilligen Helfern auch mit kostenlosem Essen und mit Getränken versorgt.

IBAN: AT163100000404050050
BIC: RZBAATWW
Kennwort: „Gruft Winterpaket“
Online-Spenden: www.gruft.at oder wirhelfen.shop/winterpaket

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