Falsche Informationen

Aufregung um gefälschte Warnungen zu Corona-Impfstoff

(Symbolbild)
(Symbolbild)Imago / Darek Szuster
  • Drucken

In vielen deutschen Arztpraxen landen dieser Tage sogenannte „Rote-Hand-Briefe“, also Schreiben, um wichtige Sicherheitsinformationen über Arzneimittel zu verbreiten, zu Covid-19-Vakzinen. Aber sie sind falsch: Darin werden angebliche Verunreinigungen von mRNA-Impfstoffen angeführt.

Um Menschen rund um Covid-19 zu verunsichern, schreckt ein „Medizinischer Behandlungsverbund“ in Deutschland auch nicht vor Falschmeldungen und nicht autorisiertem Gebrauch wichtiger Symbole offizieller Stellen zurück. Vor kurzem trudelten in deutschen Arztpraxen Fax-Schreiben mit dem Rote-Hand-Warnsignal auf, die angebliche Verunreinigungen in mRNA-Covid-19-Vakzinen anführten. Die deutschen Behörden dementierten vehement.

Man wünsche sich eine möglichst ruhige Vorweihnachtszeit, schrieb jetzt die deutsche Pharmazeutische Zeitung (Online), allerdings: „Umso ärgerlicher, ja gefährlicher ist es, wenn die Teams in den Praxen und Offizinen (Apotheken; Anm.) gerade jetzt mit irreführendem Quatsch zusätzlich beschäftigt und schlimmstenfalls verunsichert werden. Gemeint ist jenes unsägliche Schreiben einer ominösen Gruppe namens ‚Medizinischer Behandlungsverbund‘ (MBV). Darin wurden Ärztinnen und Ärzte vor angeblichen DNA-Verunreinigungen in mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffen gewarnt, sollten sogar Rückstellmuster (zur Untersuchung; Anm.) einschicken. Wissenschaftliche Erkenntnisse teilte der MBV nicht, dafür aber das Zeichen der Rote-Hand-Briefe - natürlich ohne Berechtigung.“

Geschütztes Symbol widerrechtlich verwendet

So genannte Rote-Hand-Briefe veröffentlichen die Arzneimittelbehörden auch in Deutschland und Österreich, wenn es darum geht, bestätigte erhebliche Probleme mit einem Arzneimittel an die Fachöffentlichkeit zu bringen. „Kommt es zu einer wichtigen Mitteilung zu einer Arzneispezialität in Hinblick auf die Sicherheit und Unbedenklichkeit bei der Anwendung, werden Rote-Hand-Briefe ausgesendet“, heißt es dazu zum Beispiel auf www.gesundheit.gv.at.

Im Falle des Fake ging es offenbar um eine gezielte Desinformation zu den mRNA-Covid-19-Impfstoffen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel behördlich federführend ist, reagierte mit einer geharnischten Stellungnahme. Zusammengefasst: Alles falsch, widerrechtliche Verwendung eines geschützten Symbols.

Verunsicherung durch gezielte Desinformation

„Das Paul-Ehrlich-Institut hat Kenntnis davon erhalten, dass die Medizinische Behandlungsverbund GmbH (MBV) am 1.12.2023 einen Aufruf zu angeblichen Haftungsrisiken für Ärztinnen und Ärzte wegen DNA-Verunreinigungen in mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffen in der medizinischen Fachcommunity verteilt hat. Das Schreiben, ebenso wie die dort abgeleiteten Schlussfolgerungen, sind falsch. Der Aufruf stellt keine behördlich geprüfte und autorisierte Information dar, sondern dient der Verunsicherung durch gezielte Desinformation“, stellte das PEI, auch eine Art Leitbehörde für die deutschsprachigen Länder, fest.

Die in der EU zugelassenen mRNA-Impfstoffe würden im Rahmen der ständigen Prüfung der Chargen durch die Hersteller und durch die amtlichen Arzneimittelkontrolllabors (OMC-Labors) nach den Kriterien des Europäischen Direktorats für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM) getestet bzw. beurteilt. „Alle in Deutschland vertriebenen Chargen des von der EU-Kommission zugelassenen Covid-19-Impfstoffprodukts Comirnaty (in allen Indikationen und Konzentrationen) wurden entsprechend OMCL-Leitfaden und Zulassungsvorgaben geprüft, und für alle Chargen wurde nach erfolgreicher Prüfung die staatliche Chargenfreigabe für Deutschland erteilt“, stellte das amtliche Institut fest. Auch die deutsche Kassenärztliche Bundesvereinigung schrieb: Die KBV weist darauf hin, dass keine Hinweise auf eine Verunreinigung von mRNA-Impfstoff vorliegen.“

Besonders bedenklich erscheint auch, dass man in den Schreiben offenbar das Rote-Hand-Brief-Symbol verwendete, das in Deutschland und in Österreich ausschließlich für autorisierte wichtige Informationen an Ärzte und Apotheken verwendet wird. Die „Rote Hand“ ist in Deutschland eine geschützte Bildmarke. Deutschen Medienberichten zufolge steckt hinter der den falschen Rote-Hand-Briefen ein dubioser aus Deutschland stammender Geschäftemacher, der auch schon schnell Impfunfähigkeitsatteste produzierte oder über seinen „Behandlungsverbund“ Therapien wegen angeblicher Impfschäden vermitteln will.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.