Kirche

Pfarren rebellieren gegen Linzer Bischof

Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer.
Der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer.Clemens Fabry
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Acht oberösterreichische Pfarren legen sich gegen Zusammenlegungen quer, wie sie ihr Bischof Manfred Scheuer verordnet. Sie haben sich an den Vatikan um Hilfe gewendet. Nun muss das Klerus-Dikasterium entscheiden.

103 Pfarren sollen zu sieben Pfarren verschmolzen werden: Dieser Schritt sorgt in der Diözese Linz, deren Bischof Manfred Scheuer ist, für Widerstand.

Das Vatikan-Dikasterium für den Klerus ist mit Einsprüchen gegen einige Umsetzungsschritte der Pfarrstrukturreform in der Diözese Linz befasst. Voraus ging dem das Ersuchen von 8 der 103 betroffenen oberösterreichischen Pfarrgemeinden, um Rücknahme der Fusionierung. Dies teilte die Diözese am Montag in einer Aussendung mit.

Das Inkrafttreten der Dekrete für die Dekanate Andorf, Frankenmarkt, Kremsmünster und Ried, aus denen Widerstand gegen die Zusammenlegung formuliert wird, werden demnach ausgesetzt. In anderen Gemeinden geht die Strukturreform weiter: Die Fusionsdekrete für die neuen Pfarren Mühlviertel-Mitte, Steyr und TraunerLand erlangen wie vorgesehen mit 1. Jänner 2024 Rechtsgültigkeit.

Welle an Fusionierungen

Vor mehr als einem Jahr - am 18. Oktober 2022 - hatte die Linzer Diözesanleitung die ersten 51 Dekrete erlassen, mit denen ebenso viele Pfarren mit 1. Jänner 2023 zu nunmehr fünf neuen Pfarren fusioniert wurden. Mit 29. September 2023 wurden dann die nächsten 103 Dekrete erlassen, durch die mit Jahreswechsel weitere 103 Pfarren zu nunmehr sieben neuen Pfarren fusioniert werden sollten. Diesen Fusionierungen hatte der Linzer Priesterrat schon im März zugestimmt.

Nach Erlass der Dekrete durch Bischof Manfred Scheuer bestand die Möglichkeit, dass auch einzelne Mitglieder betroffener Pfarren um Rücknahme der Fusionierung ersuchen konnten. „Dies geschah diesmal aus manchen Pfarren“, so die Diözese. Diese Schreiben seien von Scheuer beantwortet worden, um nochmals auf die Beweggründe für die Strukturreform hinzuweisen.

Gemäß der in der „Ordnung der Pfarren“ vorgesehenen Vorgangsweise sei nun aus 8 der 103 Pfarrteilgemeinden ein Rekurs zur Weiterleitung nach Rom eingereicht worden, ausgehend von Einzelpersonen bzw. einigen Gruppen, hieß es in der Aussendung weiter. Das zuständige Klerus-Dikasterium in Rom ist nun mit der „Herstellung der Rechtssicherheit“ befasst; das Inkrafttreten der pfarrlichen Fusions-Dekrete für die vier betroffenen Dekanate bleibt somit bis auf Weiteres ausgesetzt.

Keine Lähmung

Die Pfarren, aus denen kein Einspruch im Dekanat kam, „sollen nicht das Gefühl bekommen, dass durch die zahlenmäßig wenigen Gegenstimmen die kirchliche Gesamtentwicklung gelähmt wird“. Auch die designierten Verwaltungsverantwortlichen, die bereits in den Dekanaten tätig sind, könnten ihre Aufgaben im bisherigen Sinn weiterverfolgen.

Die Groß-Reform

Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform in der Diözese Linz sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll seitens der Diözesanleitung sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit - auch finanzieller Art - für ihren Bereich bewahren können. Zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorge-Verantwortlichen.

Kriche soll „als positive Kraft erlebbar“ sein

Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständen/Vorständinnen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten. Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.

Bischof Scheuer dazu im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“ (kap/red.).

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