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ÖBB machen Nachtzüge deutlich teurer – und ernten dafür Kritik

Der Fahrplanwechsel der Österreichischen Bundesbahnen hat in den sozialen Medien bei einigen Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern für Empörung gesorgt. 
Der Fahrplanwechsel der Österreichischen Bundesbahnen hat in den sozialen Medien bei einigen Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern für Empörung gesorgt. APA / dpa / Christian Charisius
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Mit dem neuen Fahrplan erhöhten die ÖBB ihre Nachtzug-Preise und führten „Dynamic Pricing“ ein. Das sei eine Reaktion auf begrenzte Kapazitäten, heißt es bei der Staatsbahn zur aufkommenden Kritik.

Wien. Der Fahrplanwechsel der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hat in den sozialen Medien bei einigen Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern für Empörung gesorgt. Nicht etwa wegen neuer Verbindungen, sondern wegen der merklich gestiegenen Preise bei den Nachtzug-Verbindungen.

Gerade für die komfortableren Kategorien, wie den Schlafwagen mit Dusche beispielsweise, haben die Preise für die Bahntickets deutlich zugenommen, wie dem Schweizer Timo Grossenbacher aufgefallen ist. Der Journalist kennt sich gerade mit Nachtzügen aus, hat er erst vor wenigen Monaten laut eigenen Angaben ein Such-Tool für Nachtzüge (night-ride.ch) erstellt.

Auch die deutsche Nachrichtenagentur dpa berichtet von relativ hohen Preisen. Konkret bei der Nachtzug-Verbindung zwischen Berlin und Paris. Das günstigste Angebot für eine Fahrt Anfang Jänner kostet aktuell knapp 45 Euro pro Person, allerdings für einen Sitzplatz inklusive Reservierung in der zweiten Klasse. In den Liegewagen reichen die Preise von knapp 100 Euro (Liegeplatz im Abteil mit sechs Liegen) bis zu mehr als 600 Euro (Privatabteil Liegewagen).

Im Schlafwagen mit Betten kostet eine Fahrt mit Stand 11. Dezember zwischen 165 Euro für eine Fahrt im Abteil mit drei Betten und bis zu 475 Euro für ein Abteil mit einem Bett.

Weitere Preisspanne

Die Veränderung bei der Preisgestaltung sorgt für Wirbel. Grossenbacher findet in seiner Suche zwischen Mitte Dezember bis Ende Februar für die Zugverbindung von Wien nach Hamburg eine Preisspanne für das oberste Segment – ein Einzelabteil im Schlafwagen - zwischen 385 Euro und 775 Euro. Für lediglich einen Sitzplatz, das unterste Segment, wären laut seiner Suche zwischen 55 Euro und 115 Euro zu bezahlen.

Grund für die höheren Preise ist, dass die diese dynamisch gestaltet sind. Das heißt, wenn eine Zugstrecke stark nachgefragt ist, steigt der Preis. Ist eine Strecke schwach nachgefragt, geht der Preis zurück. Das habe es aber schon immer gegeben, sagt Bernhard Rieder, Sprecher der ÖBB, zur „Presse“. „Im Nahverkehr haben wir das schon seit längerem“, heißt es. Für den Tagesverkehr werden auch auf verschiedenen Kanälen – gemeint ist damit etwa der ÖBB-Schalter oder das Smartphone – unterschiedliche Preise ausgespielt.

Neu ist, dass bei Nachtzügen die „Preisspreizung gerade bei starken Reisetagen ausgeweitet“ wurde. Das führe dann bei der höchsten Klasse zu höheren Preisen. „Der Höchstpreis, wenn ich allein in einem Schlafwagen mit Dusche um die Osterzeit von Wien nach Rom fahren will, liegt da etwa bei 500 Euro. Da sprechen wir aber von einer Reise in einem High-End-Abteil und das sind Ausreißer, die nicht das Gesamtbild zeigen.“

Fahrgaststrom lenken

Ein System, das aus dem Flugverkehr oder Skigebieten bekannt ist. Der Grund für Preismodelle ist, dass Kundenströme auf Tage zu gelenkt werden sollen, die weniger stark frequentiert sind, um so eine „Streuung bei den Reisezeiten zu erzeugen“, erklärt Rieder. Wer also früher buche, könne günstiger reisen, konkludiert er. Wichtig ist das gerade im Nachtzuggeschäft, weil kostendeckendes Arbeiten hier eine großer Herausforderung sei.

Ab dem Fahrplanwechsel stehen Fahrgästen im Nachtverkehr drei Ticketarten zu Auswahl, heißt es von den ÖBB: „Das sehr günstige Sparschiene-Ticket ohne Stornierungsoption, das Sparschiene-Komfort-Ticket mit Stornierungsmöglichkeit bis 15 Tage vor Abfahrt und das Standard-Ticket, das unseren Kund:innen nun volle Flexibilität bringt und bis zum Tag der Abfahrt stornierbar ist.“

(klug)

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