Nordische Kombination

Christoph Eugen: „Warum? Das Leben kann auch sehr hart sein“

Kombinierer-Cheftrainer Christoph Eugen.
Kombinierer-Cheftrainer Christoph Eugen.GEPA pictures/ Patrick Steiner
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ÖSV-Trainer Christoph Eugen kehrt nach dem Unfalltod seiner Frau in Ramsau in den Weltcup zurück. Vorrang habe aber sein Sohn, der gemeinsame Weg. Über Schicksale, Sprünge, den Augenblick und die Frage nach dem Warum.

Ramsau. Was im Leben wirklich von Relevanz ist, vergisst man immer wieder. Holen einen dunkle Stunden und schwere Schicksalsschläge aber ein, ist mit einem Schlag nichts mehr so, wie es einmal war. Es wird in vielen Fällen auch nie wieder so sein und das Begreifen dessen, das Verarbeiten, es verlangt einem alles ab. Insbesondere dann, wenn es die eigene Familie betrifft. Die Frage nach dem Warum läuft und springt dann einher. Christoph Eugen, Cheftrainer der österreichischen Kombinierer, kennt dieses Gefühl.

Seit Anfang Oktober ist für den Steirer alles anders. Am Großen Barmstein im Salzburger Tennengau verunglückte seine Ehefrau Britta bei einer gemeinsamen Wanderung tödlich. Es folgten nervenaufreibende Momente, die ihm Kälte und Härte des Lebens vor Augen führten. Wie sagt man es dem elfjährigen Sohn? Wie findet man selbst in die Spur zurück? Wie verarbeitet man Trauer, Alltag, die fortan neu und ganz anders zu gestaltende Zukunft? Was ist mit dem Beruf? „Ich glaube, wenn man sich diese Warum-Frage zu häufig stellt, bleibt man nur in einer Warteschleife hängen und kommt nicht weiter voran. Das bringt niemandem etwas. Das Leben kann nun mal sehr hart sein. Man rechnet nicht, dass es einen selber trifft, warum auch? Es ist eingetreten und ich kann nur versuchen, das Bestmögliche daraus zu machen, dass es uns gut geht“, sagt er der „Kleinen Zeitung“.

Dass Eugen heute und am Samstag bei den Weltcupevents in Ramsau dabei ist, zeigt, dass er davon überzeugt ist, „dass das Leben trotzdem weitergehen muss.“ Doch, anders. Seit 1990 tingelte er durch die Weltgeschichte, 2004 trat er als Athlet ab und tauchte „volley“ im Trainerstab des ÖSV wieder auf. Zwei Team-WM-Medaillen glänzen, die Arbeit mit der Mannschaft (seit 2011) machte Spaß und war 200 Tage pro Jahr, die er auf reisen war, auch sein großer Antrieb. Mit einem Schlag wurde nun alles auf den Kopf gestellt, waren Goldmedaillen und Gesamtweltcupsiege seiner Schützlinge umgehend nachrangig. Es musste sein: „Ich bin nun ein alleinerziehender Hausmann.“

Eugen, 47, sagt, dass er nun im Haushalt alles managt. Ob Einkäufe, Hausübung, es gebe keine Alternative dazu: der Weltcup ist nicht mehr seine Welt. Vormittags werkt er als Stützpunkttrainer in Rif, die Leistungen der Seinen verfolgt er genau, man stehe in Kontakt, telefoniere. Ramsau passe in den Plan, ob er in Seefeld oder Oberstdorf auftauchen werde sei schon wieder fraglich. Vorrang habe der Sohn, der ihn „brauche“, den er nicht alleine lassen könne, obschon in der Nachbarschaft, bei Freunden und Familie alle mithelfen.

Wohin sein Weg führen wird, weiß Christoph Eugen nicht. Dass er das Gespräch mit dem Skiverband suchen werde, ist klar. Wissen und Menschenkenntnis hat er, sie weiter im Nachwuchs, in einem Stützpunkt oder einer Schule einzusetzen, wäre die beste Kombination. (fin)

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