Der autoritäre Präsident muss bei den Parlaments- und Kommunalwahlen am Sonntag um Einbußen fürchten. Auch Belgrad könnte seine Partei verlieren. Die Opposition hofft auf den Anfang vom Ende der Ära Vučić.
Breitschultrige Einpeitscher geben in der vollbesetzten Belgrad Arena den Takt vor. „Aco Serbe, Aco Serbe“, skandieren die stadionerprobten Wahlkampfhelfer auf den Oberrängen. In roten Lettern huscht der Namenszug von Aleksandar Vučić über die Hallenbande. Mit zur Faust geballten Rechten schreitet Serbiens allgewaltiger Präsident unter ohrenbetäubendem Jubel zum Rednerpult. „Dies ist unser Serbien!“, verkündet die Galionsfigur der nationalpopulistischen Regierungspartei SNS unter dem frenetischen Applaus seines Publikums: „Ihr seid die Kraft Serbiens! Wir werden so überzeugend siegen wie noch nie!“
Erst vor 18 Monaten haben die Serben ihr letztes Parlament gewählt. Und schon wieder rollen durch den angeschlagenen Balkanstaat die Wahlkampfvehikel. Aus dem ganzen Land hat die SNS mit Hunderten von Bussen Tausende Anhänger und Zwangssympathisanten zu der Großkundgebung in die Hauptstadt gekarrt: Es ist vor allem der Kampf um das Rathaus von Belgrad, der vor den vorgezogenen Parlaments- und Kommunalwahlen am Sonntag Regierungs- und Oppositionsparteien gleichermaßen elektrisiert.