Politikwissenschaft

Klimarassismus: „Verdrängte koloniale Gewalt wird wieder aufgekocht“

Solidarität in der Klimakrise: In Norwegen gab es große Proteste gegen den Fosen-Windpark. Ein Abriss steht im Raum.
Solidarität in der Klimakrise: In Norwegen gab es große Proteste gegen den Fosen-Windpark. Ein Abriss steht im Raum.Jannicke Totland Due/Natur og ungdom
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Rassistische Mythen und koloniale Traumata kommen in der Klimakrise wieder verstärkt zum Vorschein und triggern die „weiße Zerbrechlichkeit“. Eine radikale Solidarität muss her.

Rassismus hat viele Gesichter. Es gibt ihn aggressiv, direkt und sehr offensichtlich. Und es gibt einen Rassismus, der auf struktureller Ebene passiert, dessen Muster sich oft über Jahrhunderte entwickelt haben und in das Fundament unserer westlichen Lebensweise eingeflossen sind. Organisiert ist er indirekt und langsam, ist daher nicht immer leicht zu sehen und wird meistens verdrängt. Dennoch lässt er sich sehr deutlich an Privilegien, wie den Zugang zu Rechten, Bildungschancen und Vermögen, ablesen. Und: Er zeigt sich besonders stark in der Klimakrise.

Sind die „anderen“ schuld?

Der Politikwissenschaftler Johannes Siegmund beschäftigt sich mit der Konjunktur von Rassismus in der Klimakrise. Erstere Form, der „Krawallrassismus“, manifestiere sich vor allem in der Antwort der Rechten auf die Folgen des Klimawandels. „In Verschwörungsmythen wird beispielsweise der Untergang des Abendlandes prognostiziert und Bilder von einem von Klimaflüchtlingen über­rannten Europa heraufbeschworen.“ Die Schuld werde bei den „anderen“ gesucht, etwa bei China, und es wird argumentiert, wir würden in Österreich ja nur 0,1 Prozent der globalen Emissionen verursachen.

Die Argumentationen funktionieren allerdings nicht, wie auch Matthias Quent in seinem Buch „Klimarassismus“ bestätigt. Insbesondere, wenn man die CO2-Emissionen pro Kopf vergleicht: Da gehören die USA mit 15 Tonnen zu den größten Klimaschädigern. In Deutschland lagen 2021 die Emissionen pro Kopf bei 8,09 Tonnen und etwas höher als in China (8,05 Tonnen), Österreich liegt mit 7,3 Tonnen knapp darunter. Anhand dieser Zahlen zeigen sich große Ungleichheiten. Denn in den meisten afrikanischen Ländern sind die Pro-Kopf-Emissionen um ein Vielfaches geringer: Uganda liegt bei 0,1 Tonnen, der durchschnittliche CO2-Ausstoß des gesamten afrikanischen Kontinents beträgt nur eine knappe Tonne.

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