Roman

Bernhard Schlink: Was man hinterlässt

Bernhard Schlink beherrscht die ruhige Erzählung mit Tiefgang.
Bernhard Schlink beherrscht die ruhige Erzählung mit Tiefgang.Gaby Gerster
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Bernhard Schlinks Protagonist Martin bereitet sich in „Das späte Leben“ auf das Sterben vor und lernt dabei noch so einiges über das Leben.

Martin Behr ist 76 Jahre alt und glücklich mit seiner um 30 Jahre jüngeren Frau Ulla und seinem sechsjährigen Sohn David. Bis zu dem Besuch beim Arzt, den er wegen chronischer Erschöpfung aufsucht und von dem er einen Hinweis zur Lebensführung und ein Rezept erwartet. Was er bekommt, ist eine Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lebenserwartung sechs Monate. 

Autor Bernhard Schlink, der Meister der ruhigen Erzählung mit Tiefgang, stellt Martin vor die Herausforderung, wie man sich auf das Sterben vorbereitet und was man hinterlässt. Das führt Martin einerseits zu der Erkenntnis, welches ultimative Geschenk er David machen will: „Die Jahre mit ihm und die Erinnerung an die Jahre mit ihm sollten für David ein Grundstock an Gewissheit werden, dass er geliebt war. Dass er im Leben und in der Welt zu Hause war.“ Andererseits erlebt Martin auf seinem letzten Gang auch noch die eine oder andere Überraschung und lernt noch so einiges über das Leben und über die Liebe.

Minimaler Kitschfaktor

Wenn es schon ein Buch über das Sterben sein muss, dann ist „Das späte Leben“ eine gute Wahl. Schlink berührt alle Ebenen, alle Zeitläufe und alle emotionalen Aggregatzustände dieses Prozesses, mit minimalem Kitschfaktor. Und er schenkt dem Leser als Draufgabe das wunderbare Zitat aus Heinrich Heines „Wintermärchen“: Ihm war nicht anders, „als ob sein Herz recht angenehm verblute“.    

Bernhard Schlink: „Das späte Leben“, Diogenes-Verlag, 240 Seiten, 27,50 Euro
Bernhard Schlink: „Das späte Leben“, Diogenes-Verlag, 240 Seiten, 27,50 Euro

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