„Catfishing“

Wie sich iranische Spione auf Dating-Apps an israelische Soldaten heranschleichen

Ein israelischer Soldat blickt in Richtung Gaza. Um an sensible Informationen von israelischen Soldaten zu gelangen, rücken Frauen auf Dating Plattformen aus.
Ein israelischer Soldat blickt in Richtung Gaza. Um an sensible Informationen von israelischen Soldaten zu gelangen, rücken Frauen auf Dating Plattformen aus.RONEN ZVULUN
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Fake-Profile geben israelischen Soldaten vor, an einer romantischen Beziehung interessiert zu sein. Hinter diesen Cyberspionage-Aktivitäten soll der Iran stecken.

Zuerst geht es darum, Vertrauen aufzubauen. Die jungen Frauen haben ihre Profile sorgfältig erstellt, gepostete Bilder zeigen vermeintliche Familienmitglieder und Schnappschüsse aus ihrem Leben. In ihren Profilen ist zu lesen, dass sie in London oder Israel wohnen, dass sie als Make-Up-Artistinnen arbeiten. Sie posten auf Englisch oder Hebräisch, und vor allem posten sie patriotisch, wenn es um Israel und den aktuellen Krieg gegen die Hamas geht.

Doch „echt“ scheint an diesen Profilen so gut wie nichts zu sein. Die Frauen sind offenbar Teil eines Betrugsschemas, um an sensible Informationen von israelischen Soldaten zu gelangen. Über Kennenlern- und Dating-Plattformen nehmen sie Kontakt zu den Soldaten auf, bevorzugt werden jene, die direkt im Gaza-Streifen eingesetzt sind.

„Geheim oder unter Verschluss?“

Bereits Anfang November hat das israelische Militär (IDF) einige dieser Fake-Profile öffentlich gemacht – und auch Teile der Chats, die die Frauen mit einigen Soldaten geführt haben. So fragt eine Frau, die sich Or Olga nennt, einen Soldaten, ob er ihr Bilder von den militärischen Geräten schicken könne: „Sind diese geheim oder unter Verschluss?“ In einer anderen Nachricht fragt Or Olga, ob der Soldat insgesamt ein paar Bilder senden könne: „Ich denke, es würde meine Mutter beruhigen, wenn sie sieht, dass die Soldaten gut vorbereitet sind und bereit für den Kampf.“

Eine weitere Frau nannte sich Shira Simon und gab sich selbst als Soldatin aus. Von einem Soldaten wollte sie wissen, warum er in den Golanhöhen sei. Sie seien zum Training hier, antwortete dieser.

Im November gab das IDF bekannt, dass diese Profile mit dem Iran und seinen Verbündeten im Zusammenhang stehen würden. Nun berichtet der in London ansässige Sender Iran International, dass ausgerechnet die religiöse Pilgerstadt Mashhad im Nordosten des Iran ein Zentrum dieser Cyberspionage-Aktivitäten sei. Überwacht würden sie von den Revolutionsgarden. Die Frauen gibt es wirklich, berichtet Iran International – auch, wenn ihre Profile gefälscht sind, sie würden tatsächlich Videos und Bilder von sich verschicken, auch Nacktbilder. Die Frauen sprechen hebräisch und haben ein Training erhalten, heißt es weiter. Eine Frau manage mehrere Profile. Iran International nennt beispielsweise auch jene Frau beim Namen, die sich als Or Olga ausgegeben haben soll.

Ob es denn Fake-Profilen gelungen ist, sensible Informationen aus israelischen Soldaten herauszupressen, gab das IDF nicht bekannt. (red.)

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