Economist-Insider

Geschenke, Geschenke, Wahlgeschenke!

Weihnachtsgeschenke sind doch keine Wahlzuckerl.
Weihnachtsgeschenke sind doch keine Wahlzuckerl. Imago / Christoph Hardt
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Über als Weihnachtsgeschenke getarnte Wahlzuckerl, nervöse Notenbanker und eine Inflation, die uns noch lange beschäftigen wird.

Guten Morgen,

in meinem letzten Newsletter vor Weihnachten geht es um Geschenke. Vor zwei Wochen habe ich in unserem „Presse“-TV-Studio Finanzminister Magnus Brunner gefragt, ob wir uns im Wahljahr 2024 auf teure Wahlzuckerl gefasst machen müssen. Er hat das natürlich verneint – und eine Woche später hat die Regierung den Mietdeckel und die Verlängerung des Strompreisdeckels beschlossen. Der strenge Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt hat auch gleich gemahnt, die Wahlzuckerl nicht schon heuer auszupacken.

Jetzt muss ich den Finanzminister ausnahmsweise in Schutz nehmen. Bei den Staatshilfen handelt es sich natürlich nicht um Wahlzuckerl, sondern um Weihnachtsgeschenke. Und wir wissen doch alle, wie es mit Weihnachtsgeschenken (und Wahlzuckerl) ist. Man zahlt alles irgendwann zurück.

Aber dafür ist die Kaufkraft nur in Luxemburg höher als bei uns. Und die Inflation gilt ja mittlerweile auch als besiegt. Die EZB denkt daran, so hört man, die Zinsen im Frühjahr wieder zu senken. Denn längst arbeitet EZB-Chefin Christine Lagarde an der nächsten Baustelle. Die hohen Zinsen drohen den Wirtschaftsmotor abzuwürgen, die Eurozone ist in der Rezession.

Dass die Inflation tatsächlich passé ist, wird von Wissenschaftlern allerdings bezweifelt. Mit der ist es nämlich wie mit der Grippe. Es dauert, bis das Fieber weggeht, egal wie viel Medizin man schluckt. Der Internationale Währungsfonds hat die Inflationskrisen der vergangenen 60 Jahre analysiert und kommt zum Ergebnis, dass so eine Krise mindestens fünf Jahre dauert. Im besten aller Fälle aber. Das sagt auch der Ökonom Jan Kluge von der Agenda Austria. Er meint, dass die hohen Lohnabschlüsse erst nächstes Jahr richtig wirksam werden. Er rechnet damit, dass die Teuerung im Jänner wieder anziehen wird. „Die Inflation hat sich längst überall reingefressen“ sagt er. Er meint damit die Kerninflation, also die Teuerung ohne Energie und Lebensmittel. Die liegt in Österreich bei über sechs Prozent.  

Fazit: Das mit der Inflation wird uns noch ein paar Jahre beschäftigen. Vor allem dann, wenn die EZB die Zinsen wirklich aus Angst vor einer anhaltenden Wirtschaftskrise senkt. Zuerst zu spät auf die Teuerung reagieren und nun früh die Nerven wegschmeißen. Das würde ins Bild passen.

Apropos Teuerung. Schon einen Christbaum gekauft? Ich sag’s eh nicht weiter. Ist ja mittlerweile auch ziemlich verpönt, so eine Jungtanne aus dem Leben zu sägen. Der reinste Öko-Wahnsinn. Und dann noch die vielen Kerzen mit all dem Paraffin. Ich zünd diesmal extra ein paar mehr an. Man weiß ja nie, wann man uns die auch verbieten wird. Man muss jeden Lichtblick genießen in Zeiten wie diesen. Und unter dem Gabenbaum empfehle ich deshalb auch das kleine Büchlein „Das neue Handbuch zur intellektuellen Selbstverteidigung“ der Agenda Austria. Es räumt mit einigen Wirtschafts-Mythen auf. Etwa, dass uns nur Verzicht und Selbstgeißelung vor der Apokalypse retten.

Mir bleibt nur noch, Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute im neuen Jahr zu wünschen.

Es grüßt Sie ganz herzlich,

Gerhard Hofer

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