Bildungswissenschaft

Bildungsforscher: „Lernen lässt sich nicht verordnen“

Das Detailwissen ist groß, der Blick für Zusammenhänge fehlt vielen. Was es brauche, so Hans Karl Peterlini, sei mehr erfahrungsbasiertes Lernen.
Das Detailwissen ist groß, der Blick für Zusammenhänge fehlt vielen. Was es brauche, so Hans Karl Peterlini, sei mehr erfahrungsbasiertes Lernen.Nikada
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Hans Karl Peterlini leitet den Unesco-Chair für Global Citizenship Education. Ein Gespräch über Weltbürgertum, Verantwortung und Bewusstseinsarbeit.

Die Presse: Was genau kann man sich unter Bildung zu Weltbürgertum vorstellen?

Hans Karl Peterlini: Der Begriff ist schwammig und erklärungsbedürftig, stimmt. Das ist aber auch das Produktive daran, weil er offen ist. Global Citizenship ist weniger rechtlich wie Staatsbürgerschaft gemeint, sondern als Teilhabe und Verantwortlichkeit zu verstehen. Statt „global“ wird auch gern „planetar“ verwendet, weil der Planet ebenso eingeschlossen ist, um die Frage der Solidarität auch in ihrer ökologischen Dimension zu betonen. Was die Bildung anbelangt, so halte ich es für wichtig, sich von der Idee zu verabschieden, dass sich diese in die Köpfe implementieren lässt oder Lernen pädagogisch verordnet werden kann. Diese Vorstellung versagt seit jeher. Wir haben seit Jahrzehnten Umweltbildung und Friedensbemühungen an Schulen, da werden alle durchgeschleust, aber wir haben nicht die Fortschritte oder die Bewusstseinsänderungen erzielt, die man sich davon erhofft hat. Ich verstehe Bildung als einen Prozess, zu dem ermutigt werden kann, der aber nicht steuerbar ist.

Wie kann globale Solidarität in der Schule erlernt werden?

Indem man das „Globale“ mehr als „Glokales“ (Wortschöpfung aus „global“ und „lokal“; Anm.) denkt. Es gibt schon einen kosmopolitischen Anspruch, aber den möchte ich mit Verweis auf das Lokale erden. Zu verlangen, kosmopolitisch im Sinne eines Globetrotters zu sein, wäre eine elitäre Verstiegenheit. Sondern: Da, wo ich bin, ist es immer auch global. Ich stehe mit den Füßen auf unserer einen Erde, da habe ich Verantwortung. Alle sind verbunden und in die großen Krisen – erleidend oder verschuldend – eingebunden. Das möchte Global Citizenship Education über Erfahrungen bewusst machen, um für ein Handeln zu öffnen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Transform4School“.

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