Interview

Bahnexperte Sebastian Kummer: „Wer billig Zug fahren will, muss mit weniger Qualität rechnen“

Aus der Sicht des Bahnexperten Sebastian Kummer wird zu wenig auf Basisprobleme, wie korrekte Anzeigen und Durchsagen bei Verspätungen, gesetzt.
Aus der Sicht des Bahnexperten Sebastian Kummer wird zu wenig auf Basisprobleme, wie korrekte Anzeigen und Durchsagen bei Verspätungen, gesetzt.Imago/Volker Preusser
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Das Bahnsystem stößt zu Spitzenzeiten an seine Grenzen. Für den Bahnexperten Sebastian Kummer werden die Prioritäten falsch gesetzt, und auch die Politik tue dem System nichts Gutes.

Die Beschwerden von Bahnreisenden erreichen aktuell neue Rekordwerte. Immer häufiger gelangt die Bahn an ihre Grenzen, nicht nur an den Feiertagen. Mit der „Presse“ spricht Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der Wirtschaftsuniversität Wien, darüber, warum das Klimaticket doch keine gute Idee ist und was die Bahn brauchen würde, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Die Presse: Gerade an Feiertagen sind es enorme Fahrgastströme, die die Bahn bewältigen muss. Ist es überhaupt realistisch, dass die Bahn das schaffen kann?

Sebastian Kummer: Ich habe das Gefühl, dass die ÖBB schon während der normalen Spitzen in den Hauptverkehrszeiten an der Kapazitätsgrenze ist, und wenn dann sozusagen noch zusätzlich was draufkommt, dann ist das extrem schwierig. Es gibt hier folgendes Problem: Normalerweise verwendet man für die Abdeckung von solchen Spitzen Reservekapazitäten. Und es scheint hier so zu sein, dass die ÖBB wegen der hohen Nachfrage, vor allem ausgelöst durch das Klimaticket, diese Reservekapazitäten bereits sehr stark verwendet und es deswegen kaum noch Puffer gibt. Das führt zwangsläufig zu Problemen.

Ist jetzt also eine Grenze erreicht?

In gewisser Weise ist das System an die Grenzen gelangt. Man könnte die Spitzen stemmen, aber das kostet natürlich auch wahnsinnig viel Geld. Hält man Reserven, die man an fünf bis zehn Tagen verwendet, dann ist das nicht billig. Meiner Meinung nach ist es eine Frage des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Woran man merkt, dass ein System die Grenze erreicht hat, ist die Pünktlichkeit. Die Pünktlichkeitswerte sinken. Setzt man in so einer Situation noch etwas drauf, dann ist es schwierig, die Balance zu halten und ein akzeptables Serviceniveau zu bieten.

War das Klimaticket ein Fehler?

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